Bruno Risch

Laute Töne sind seine Sache nicht – aber das Herz für Ausbildungsanliegen junger Menschen hat er am richtigen Fleck: Bruno Risch, der in 30 Jahren sein Elektrotechnik-Unternehmen in Vaduz aufgebaut und als „Erstklass-Lehrbetrieb“ etabliert hat.

Sein pragmatisches und wirkungsvolles Ausbildungskonzept hatte er immer im Kopf – nicht niedergeschrieben, aber vorgelebt. Das war mit ein Grund für seinen unternehmerischen Erfolg.  Das Konzept für die Lehrlingsausbildung hat sich laut Bruno Risch bewährt: Die jungen Berufsleute werden mit den Monteuren auf die Baustellen geschickt und sollen möglichst viel Abwechslung erhalten: „Wenn sich ein Lehrling gut einbringt, kann er vom allerersten Tag an mitarbeiten.“ In der eigenen kleinen Lehrwerkstatt können sich die Lehrlinge auf besondere Aufgaben vorbereiten oder üben, wobei sie von zwei Ausbildnern betreut werden. „Auf diese Weise fördern wir das handwerkliche Geschick und den gesunden Menschenverstand – in unserer Branche brauchen wir nicht nur Computer-Freaks, sondern vor allem auch Leute mit zwei rechten Händen“, sagt Risch, der zugleich bedauert, dass gerade im Elektrikerberuf die guten Leute nach ein paar Jahren Berufserfahrung die Branche oder das Aufgabengebiet wechseln. Deshalb bereite man die Jugendlichen heute schon früh in der Lehre auf eine allfällige spätere Karriere vor: „Wer will, kann sich heraufarbeiten und Verantwortung übernehmen.“

Die langfristig ausgelegte Aufbauarbeit zeitigt Früchte: Ein Grossteil der heutigen Führungs- und Fachkräfte hat die Lehrzeit im Unternehmen absolviert und die Risch Telekom gehört nunmehr zu den Erstklass-Lehrbetrieben im Land. Um mit der Lehrlingsausbildung auch einen langfristigen Erfolgsfaktor des Unternehmens zu schaffen, legen Bruno Risch und seine Ausbildner ein besonderes Augenmerk auf die Lehrlingsselektion. Als gute Grundlage bezeichnet er den Eignungstest, der vom Gewerbeverband im Sinne einer Aufnahmeprüfung ganz zu Beginn des Berufswahlprozesses durchgeführt wird: „Interessenten zeigen uns die Test-Auswertung bei ihrem ersten Besuch in der Firma, damit können wir schon ein wenig einschätzen, woran wir sind.“ Aber das genügt Bruno Risch nicht: „Es ist uns wichtig, dass wir die Familien der Lehrlinge und deren Umfeld kennen. Damit können wir herausspüren, wie Kinder erzogen worden sind. Gute Erziehung und eine intakte Familie sind noch immer die besten Voraussetzungen für einen erfolgreichen Start ins Berufsleben.“ In kritischen Situationen könnten die Ausbildner dank der Kenntnisse der Hintergründe angemessener reagieren und mit Verständnis auf die Auszubildenden eingehen.

Bruno Risch gibt immer wieder auch Schulabgängern eine Chance, „die sich in der Schule etwas schwerer getan haben“. Seine Devise lautet: „Wer schaffen will, soll eine Chance erhalten. Wenn wir helfen können, die Fähigkeiten eines Lehrlings zu entwickeln, dann erfüllt uns das mit besonderem Stolz. Aber es braucht natürlich immer auch die Bereitschaft der Betroffenen, dazu zu lernen und gute Leistungen zu erbringen.“ Manchmal sei er wegen seiner „sozialen Einstellung“ belächelt worden. Doch der Vaduzer Elektrotechniker blieb seiner Linie treu, denn: „Wenn wir keine Lehrlinge ausbilden und fördern, haben wir auch keinen guten Nachwuchs.“ Mit der Nachwuchsförderung sichere sein Unternehmen zudem die Weiterentwicklung und die nötige Konstanz. Damit trage die Lehrlingsausbildung auch zur langfristigen Arbeitsplatzsicherung bei: „Am Schluss müssen wir jedes Jahr unter dem Strich etwas verdienen.“ Trotzdem werde es für Klein- und Mittelunternehmen (KMU) immer schwieriger, Lehrlinge zu betreuen. Die Anforderungen seien in den letzten Jahren stetig gestiegen. Die betrieblichen Absenzen aufgrund überbetrieblicher Kurse und des zunehmend stärker gewichteten schulischen Angebotes hätten in gewissen Ausbildungsgängen zugenommen: „Der Erfolg der Lehrlingsausbildung in den KMU steht und fällt damit mit einem hohen Grad an Flexibilität und mit der wirtschaftlichen  Substanz.“

Eine hohe Leistungsbereitschaft und die Erhaltung der Wettbewerbsfähigkeit ziehen sich deshalb wie ein roter Faden durch die Entwicklung des Unternehmens. Als Kleinunternehmen und Ausbildungsbetrieb spüre man heute die Konkurrenz und auch den Druck der öffentlichen Hand immer härter. Die Produktivität könne dank grossem Fachwissen, neuen Technologien und gezielt ausgebildeten Berufsleuten laufend gesteigert werden. Indes: „Der Trend ‚billig, billiger, am billigsten’ führt letztlich in die Sackgasse“, ist Risch überzeugt: „Das geht einfach nicht auf – wir müssen hohe Löhne bezahlen, um fachlich gute Arbeit zu leisten; aber die Preise werden immer mehr gedrückt. Da muss ein Umdenken stattfinden.“ Das beginne schon damit, dass unsinnig Konkurrenzofferten für die kleinsten Beträge eingeholt würden: „Das ist oft volkswirtschaftlicher Blödsinn, der letztlich auch der Berufsbildung schadet.“

Die Verleihung des Hans Huber Preises hat ihn beflügelt, weiter auf die Bedeutung der dualen Berufsbildung im vernünftigen gesamtwirtschaftlichen Kontext hinzuweisen: „Es ist wichtiger denn je, Praxis und Schule in der Ausbildung miteinander zu verbinden. Es ist aber auch nötig, dass wir dazu einen Ansporn geben. Denn es ist leider nicht selbstverständlich, dass Lehrlinge ausgebildet werden.“ Als Motivationsansatz bezeichnet Risch die Leitlinie der Liechtensteiner Gemeinden, die im Rahmen der üblichen Wettbewerbsbedingungen ausgeschriebene Arbeiten bevorzugt an Firmen vergeben, die junge Berufsleute ausbilden. Eine grosse Chance sieht er auch in der medialen Verbreitung der Berufs-Weltmeisterschaften: „Diese Wettkämpfe sollten eine vergleichbare Präsenz in den Medien erhalten wie Sportveranstaltungen.“ Deshalb freut er sich besonders, dass in seinem Unternehmen schon einige Lehrlinge an diesen Wettkämpfen teilgenommen haben. Der Aufwand und die Entbehrungen seitens des Teilnehmenden und des Unternehmens lohnten sich: „Solche Erfolge motivieren und fördern den Berufsstolz.“