«Berufsbildung ist Swissness»

Die Berufsbildung sei verbindendes Element, Erfolgsgeheimnis und Exportprodukt, sagte Bundesrat Johann Schneider-Ammann an der Verleihung des «Grossen Preises der Berufsbildung» am Dienstagabend, 26. November 2013, in Zürich. Die mit 20‘000 Franken dotierte Auszeichnung der Hans Huber Stiftung ging dieses Jahr an Coop.

Die Hans Huber Stiftung und der Swiss Venture Club setzen sich gesamtschweizerisch als treibende Kräfte zur Schaffung und Erhaltung von Arbeits- und Ausbildungsplätzen ein. Aus diesem Grund sind die beiden Non-Profit-Organisationen eine Partnerschaft eingegangen und verliehen an einer gemeinsamen Veranstaltung den nationalen Anerkennungspreis der Hans Huber Stiftung für vorbildliche Berufsbildung an die Schweizer Coop Gruppe.

Talente optimal einsetzen

Die guten Rahmenbedingungen, die Eigenverantwortung und der entscheidende Einfluss der Wirtschaft auf die Bildungsinhalte seien ein Erfolgsgeheimnis der Berufsbildung, sagte Bundesrat Johann Schneider-Ammann anlässlich der Preisverleihung. Schlüsselelemente seien aber auch die Durchlässigkeit des Systems mit vielen Karriereoptionen sowie die solide Finanzierung. Die Ausgaben für die Berufsbildung wüchsen stark und seien mit 3,6 Milliarden Franken in der Periode 2013 bis 2016 rund ein Fünftel höher als die Aufwendungen für die Universitäten. Auf internationaler Ebene habe die sehr tiefe Jugendarbeitslosigkeitsquote aufhorchen lassen. Man dürfe indes nicht auf den Lorbeeren ausruhen. Es sei einerseits eine Herausforderung, talentierte Jugendliche für eine Lehre zu gewinnen und andererseits junge Menschen mit schulischen und sozialen Problemen zu unterstützen. Wichtig sei, dass Arbeitskräfte ihre Talente optimal einsetzen können. «Leistungsstark» sei dabei nicht unbedingt gleichzusetzen mit «schulisch stark».

Berufsbildung exportieren

Die duale berufliche Grundbildung müsse gefördert und laufend der Dynamik in der Arbeitswelt angepasst werden. Der Bund helfe über die Innovations- und Projektförderung mit, neue Wege zu beschreiten. Dabei bestehe insbesondere bei der höheren Berufsbildung Handlungsbedarf. Es gehe darum, Lösungen für die Finanzierung, die Positionierung und die Vermarktung zu erarbeiten. «Wir haben weltweit den besonderen Vorteil, dass wir Kompetenzen praxisorientiert vermitteln können. Dies in Ergänzung und zur Entlastung des akademischen Systems.» Mit Blick auf den Bildungsexport und die unabdingbare internationale Vernetzung wünschte sich Schneider-Ammann, «dass man Swissness künftig auch mit unserem hervorragenden Berufsbildungssystem assoziiert».

Drei gute Gründe – drei gute Köpfe

Den nationalen Anerkennungspreis für die jahrelange und nachhaltig vorbildliche Berufsbildung bei Coop überreichte Christian Fiechter, Präsident der Hans Huber Stiftung, drei Coop-Bildungsfachleuten: Angelica Bochsler, Leiterin Ausbildung national, Annika Keller, Leiterin Berufsbildung national,  und René Graf, regionaler Ausbildungsleiter Ostschweiz/Ticino und Präsident von Bildung Detailhandel Schweiz. Fiechter ehrte «die drei guten Köpfe» und nannte – in Anlehnung an eine Lehrstellen-Werbekampagne – drei gute Gründe für die Wahl der Jury: Die Berufsbildung sei strategisch verankert, Coop gehöre zu den grössten Lehrstellenanbieterinnen, und die Lernenden sowie Berufsbildungspersonen würden professionell betreut.

Lernende profitieren vom Preisgeld

Das Preisgeld wird in ein «nachhaltiges cooles Projekt» investiert, das die herausragendsten Lernenden selber bestimmen und dank dem sie sich zusätzlich weiterentwickeln können: Sie bekommen die Wahl zwischen einer Studienreise zur Coop-Tochter Transgourmet in Paris, einem ausgedehnten Praxiskurs zur Steigerung der Fachkompetenz und einem Einblick in ein sozial nachhaltiges Projekt zur Erweiterung der Sozialkompetenz.

Über duale Berufsbildung diskutiert

In einer Podiumsdiskussion unter der Leitung von Heinrich Christen, Sitzleiter St.Gallen von Ernst & Young AG, legten drei Fachleute dar, welches Potenzial sie in der dualen Berufsbildung sehen. «Die Arbeit von Lernenden in der Dienstleistungsbranche ist wichtiger geworden», so Barbara Aeschlimann, Leiterin Human Resources Management bei Ernst & Young AG. Paul J. Hälg, CEO der Dätwyler Gruppe, betonte, dass sich die Anforderungen an Lernende verändert hätten. So lernen zum Beispiel Auszubildende in der Industrie nebst handwerklichem Geschick auch den Umgang mit CNC-Maschinen. Einig waren sich die Podiumsteilnehmer über das grosse Potenzial des dualen Bildungssystems. Stefan C. Wolter, Direktor der Schweizerischen Koordinationsstelle für Bildungsforschung, sagte: «Im Zuge der Finanzkrise ist das internationale Interesse an der Berufsbildung gestiegen. Das ist eine aktuelle Chance für die Schweiz, anderen Nationen die Vorteile des dualen Systems aufzuzeigen.»

 

Laudatio Coop

 

Bildlegende:
Sie stemmen den «Grossen Preis der Berufsbildung»: Die Coop-Preisträger Angelica Bochsler, René Graf und Annika Keller (vorne v.l.n.r.) freuen sich mit Bundesrat Johann Schneider-Ammann sowie dem Präsidenten und dem Gründer der Hans Huber Stiftung, Christian Fiechter und Hans Huber.