Egon Blum

Eins war ihm klar: Was Egon Blum aus Höchst (Österreich) in den „Allgemeinbildenden Fächern“ in seiner Lehrzeit als Mechaniker machen musste, sollten andere nicht erleben. Sein anpackendes Naturell hat ihn deshalb im Verlaufe seiner Karriere zu dem führenden Bildungsfachmann Österreichs gemacht. Sein Herzensanliegen: „Die Jugend erfolgreich machen – menschlich und beruflich.“

In den „Allgemeinbildenden Fächern“ in seiner Lehrzeit standen Rasenmähen, Unkraut jäten und Gartenzaun streichen nebst dem Erlernen der beruflichen Mindestkenntnisse auf dem Programm. Aber zum Glück war diese „Ausbildungsphilosophie“ nicht wegweisend für Egon Blum – sonst wäre er wohl nicht zum österreichischen Regierungsbeauftragten für Jugendbeschäftigung und Lehrlingsausbildung ernannt worden. Diese einflussreiche beratende Funktion auf höchster Ebene mit Direktunterstellung beim Bundeskanzler in Wien ist Egon Blum auf den Leib zugeschnitten. Wer Egon Blums Büro betritt, dem wird gleich klar: Dieser Mann nimmt kein Blatt vor den Mund, wenn es um „seine Sache“, die Zukunft der Jugend, geht. In grossen Lettern werden Gäste gemahnt: „Ergebnis-Dominanz vor Parteien-Dominanz. Der Bürger hat Anrecht auf die beste Lösung.“ Und wo Egon Blum auftritt, verficht er die Berufsbildung wie wohl kaum ein anderer: engagiert, geradezu enthusiastisch, weil er möglichst vielen jungen Menschen eine aussichtsreiche Zukunft ermöglichen möchte. An die Adresse von Unternehmern und Ausbildnern sagt er aus seiner Erfahrung: „Junge Menschen muss man mögen, um ihnen Chancen geben zu können.“

Egon Blum kennt die Berufsbildung wie seine eigene Hosentasche und hat vorgemacht, was es heisst, die Jugend ernst zu nehmen. Vor seiner Tätigkeit als Regierungsbeauftragter der österreichischen Bundesregierung war er lange als Geschäftsleitungsmitglied beim Industrieunternehmen Julius Blum für Technik und Lehrlingsausbildung zuständig. Dank seinem Einsatz für eine technologisch und menschlich hoch stehende duale Ausbildung kann das Unternehmen heute nicht nur auf einen grossen Stab eigener Fachkräfte zurückgreifen, die es so dringend braucht. Darüber hinaus warten Blum-Lehrlinge immer wieder mit Spitzenplätzen an Berufsweltmeisterschaften auf: „Das war immer eine der grössten Herausforderungen.“ Vor diesen beruflichen Wettkämpfen gehe es in erster Linie darum, Jugendliche zu begeistern, die Fähigkeiten der Lehrlinge zu erkennen und zu fördern, ihr Selbstbewusstsein zu stärken und alle möglichen Hilfsmittel zur Verfügung zu stellen. Die guten Resultate an Berufsweltmeisterschaften hatten „grandiose Auswirkungen: Ab dem Zeitpunkt, als unsere Lehrlinge gewannen, ist die Anzahl der lernstarken Lehranwärter gestiegen.“

Der Erfolg gibt ihm Recht: „Ich will beweisen, dass unsere Jugend leistungsfähig ist, wenn sie ernst genommen und genügend motiviert wird.“ Die Motivation kann bei Egon Blum mannigfaltig sein. So hat er in seinem Unternehmen die Managementbeurteilung von unten nach oben eingeführt: Lernende durften anonym ihre Vorgesetzten beurteilen. Daraus ergab sich Verbesserungspotenzial, das der Bildungsspezialist in einem Wort zusammenfasst: „Einmalig!“ Einmalig dürfe es auch sein, dass es ihm gelang, die duale Berufsbildung in einem Werk in Amerika zu etablieren, wo die Blum-Gruppe auch für andere Firmen Lernende ausbildet.

In seiner Funktion als Berater der Bundesregierung verfolgt Egon Blum zwei Hauptziele: Erstens sollen auf dem österreichischen Arbeitsmarkt die richtigen und ausreichend Fachleute verfügbar sein und die Trendwende herbeigeführt werden. Zweitens sollen auch Jugendliche Chancen erhalten, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen: „Auch wenn Jugendliche ausserhalb der ‚Normvorstellung’ sind, können wir trotzdem Potenzial aus ihnen herausholen. Helfen und abholen heisst die Devise – nicht Schuld zuweisen.“ Ein Sozialromantiker sei er deswegen aber ganz und gar nicht, denn letztlich führe diese Haltung wieder zu neuen Erfolgen, ist er überzeugt. An die Adresse von Wirtschaftsvertretern sagt Egon Blum: „Manager machen andere erfolgreich, nicht sich selbst unentbehrlich.“ Diese Haltung ist offenbar auch den Österreicher Gewerkschaftern nicht entgangen, die Blums Wirken würdigen und ihm dafür als bisher einzigem Arbeitgebervertreter 1997 sogar den begehrten Anton-Benya-Preis verliehen den bis dahin nur Arbeitnehmer und Gewerkschafter bekommen haben.

Egon Blum kann aus dem Vollen schöpfen und hat auch schon einiges erreicht. So wurden Unternehmen mit dem „Blum-Bonus“ vom Staat finanziell unterstützt, wenn sie neue Lehrplätze geschaffen haben. Zwischen 2004 und 2006 konnte dadurch die Anzahl Lehrstellen um rund 5 Prozent gesteigert werden, wobei es natürlich auch kritische Stimmen gab, die vor Fördermissbrauch warnten oder wesentlich mehr erwartet haben. Tatsache aber ist, dass ohne den „Blum-Bonus“ ein massiver Rücklauf in Kauf genommen hätte werden müssen. Dies wiederum hätte für den Wirtschaftsstandort Österreich verheerende langfristige Auswirkungen gehabt. Sein Weitblick ist Egon Blums Markenzeichen: „Wir müssen strategisch fünf bis zehn Jahre vorausschauen und die demografische Entwicklung berücksichtigen.“ Blum fordert deshalb Unternehmen unter anderem auf, die überbetriebliche Ausbildung zu akzeptieren und zu stärken, um längerfristig durch mehr Ausbildungspotential gemeinsam eine bessere Erfolgsbasis zu schaffen.