Erfahrungen

Wer eine Lehre absolviert hat, hat noch lange nicht ausgelernt. Denn die Aus- und Weiterbildung ist heute ein lebenslanger Prozess mit vielen Karrieremöglichkeiten. Niemand hat je ausgelernt. Das beweisen einige Geschichten von Frauen und Männern, die nach der Lehre Karriere gemacht haben.

Chief Executive Officer (CEO) bei der SFS Gruppe

Er lernte das Geschäft, das er heute als leitender Geschäftsführer bei der SFS Gruppe verantwortet, von der Pike auf und lernte zuerst «etwas Handfestes»: Nach der Lehre als Maschinenmechaniker arbeitete er als Werkzeugmacher; berufsbegleitend bildete er sich danach zum Ingenieur HTL weiter.

Die Kantonsschule lockte den rebellischen Teenager überhaupt nicht. Die Praxis rief. Schnell spürte er, wo er seine Erfahrungen vertiefen und sich persönlich weiterentwickeln konnte. Er wusste, dass er das Zeug zur Führungskraft hat, und ging zielstrebig seinen Weg, obwohl ihn seine einstige Lehrfirma lieber als Werkzeugmacher an der Maschine behalten hätte.

Jens Breu wollte es wissen und startete stattdessen bei der SFS durch: Schon mit 28 Jahren zog es ihn für die SFS intec in die USA, wo er in im nordöstlichen Bundesstaat Ohio den SFS-Standort Medina aufbaute und den Master in Business Administration erlangte. Es folgten auf der Karriereleiter verschiedene Führungsfunktionen im technischen und Verkaufsbereich in den USA und am SFS-Hauptsitz in Heerbrugg. In nur 18 Jahren arbeitete er sich bei der SFS vom Projektleiter für die Konstruktion von Umformwerkzeugen stetig bis in die oberste Führungsebene empor. Sein «Geheimrezept»: Leidenschaft, gepaart mit gesundem Menschenverstand, Freude an der Arbeit, Gewissenhaftigkeit und Selbstdisziplin sowie Menschen, die ihm persönlich wie geschäftlich nahestehen und begleiten.

Personalleiter bei der Sefar AG

Der heutige Personalleiter bei der Sefar AG in Thal begann seine Karriere als «KV-Stift», machte den Lehrmeisterkurs und arbeitete einige Jahre im Verkauf und auf einer Bank.

Nach der Weiterbildung zum Betriebsökonom HWV wechselte er ins Personalwesen. Gleichzeitig absolvierte Marcel Müller eine berufsbegleitende Ausbildung für Personalmanagement. Diese vielseitigen Herausforderungen faszinieren ihn derart, dass er nunmehr seit über 20 Jahren verschiedene Tätigkeiten im Personalbereich ausgeübt hat, in denen er im Laufe der Jahre immer mehr Verantwortung wahrnehmen konnte. In seiner Funktion ist er heute auch Mitglied des Leitungsteams der Division Druck bei der Sefar AG.

Immer wieder hat Marcel Müller Weiterbildungen in den Bereichen Personalwesen, Arbeitsrecht, Kommunikation, Organisationsentwicklung, Beratung und anderen mehr absolviert, damit er «up to date» ist. Und so wie es aussieht, hört dieser Prozess für ihn nicht auf, denn er ist überzeugt: «Lebenslanges Lernen ist der Schlüssel zum langfristigen Erfolg – mit der Lehre beginnt ein langer, aber spannender Entwicklungsweg.»

Geschäftsführer der AZA Ausbildungszentren AG

Angefangen hat alles mit einer Polymechanikerlehre beim Maschinenbauetrieb Egli AG in Bütschwil. «Nach meiner Lehre war es mir wichtig, möglichst viele unterschiedliche Erfahrungen im mechanischen Bereich zu sammeln», sagt Remo Stauffacher. So bediente er zwei Jahre nach dem Lehrabschluss bei der Firma Tipper Tie bereits eine 1,6 Millionen Franken teure Maschine mit der Grösse eines kleinen Einfamilienhauses. Zu Beginn noch etwas zittrig, lernte Stauffacher rasch, mit der Verantwortung umzugehen.

Parallel dazu begann Stauffacher eine Weiterbildung und bekam kurz darauf die erste Möglichkeit, eine eigene Abteilung zu leiten. «Das war eine grosse Herausforderung. Als 25-Jähriger musste ich mir das Ansehen meiner Mitarbeiter erst erarbeiten.» Seinem Credo, möglichst viele Erfahrungen zu sammeln, blieb Stauffacher treu. Er übernahm später die Stelle als «Leiter konventionelle Bearbeitung», bei der er viele verschiedene Tätigkeiten koordinieren musste. Zudem sammelte er Erfahrung in einem Outsourcing-Projekt und betrat als Montageleiter bei der Firma Diversey wiederum völliges Neuland.

Das alles komme ihm heute zugute, betont Remo Stauffacher. Seit 2014 ist er Geschäftsführer der AZA Ausbildungszentren AG, wo er fünf Berufsbildner und ungefähr 60 Lernende in acht verschiedenen Berufen leitet. «Dank der Berufslehre hatte ich die Chance, schon sehr früh Verantwortung zu tragen und konnte an jeder bewältigten Herausforderung wachsen.» Auch habe er dank der Lehre die Möglichkeit gehabt, die Basis eines Unternehmens kennenzulernen. «Das verschafft mir bei meinen Mitarbeitern heute den nötigen Respekt», sagt Stauffacher.

Verwaltungsrat bei der Rheintal Medien AG und ehemaliger CEO der Rheintaler Druckerei- und Verlag AG (rdv)

René Wuffli kennt die Ostschweizer Medienszene wie kaum ein zweiter. Er war Journalist beim Thurgauer Volksfreund und beim St. Galler Tagblatt, Redaktionsleiter des damaligen Toggenburgers und einer Fachzeitschrift sowie Geschäftsleiter der Bruchdruckerei Wattwil AG und der ehemaligen Rheintaler Druckerei und Verlag AG. Heute ist er Verwaltungsratspräsident der Rheintal Medien AG sowie des Medienunternehmens Galledia AG. Zudem amtet er als Präsident des Arbeitgeber-Verbands Rheintal.

Zum Journalismus gekommen ist René Wuffli über die Lehre als Schriftsetzer, die er von 1970 bis 1974 bei der Buchdruckerei Wattwil absolvierte. «Die Grundelemente des Fachwissens haben mir sehr geholfen, sowohl auf technischer, wie auf redaktioneller Seite», sagt Wuffli. Auch wenn es den Beruf als Schriftsetzer heute nicht mehr gebe: «Die Grundlagen der Branche, nämlich Informationen zu beschaffen, zu verarbeiten und zu verbreiten sind auch nach dem technischen Umbruch die gleichen geblieben.» Auch in punkto unregelmässiger Arbeitszeiten und hoher Flexibilität, welche die Zeitungsproduktion mit sich bringt, habe er dank der Lehre bereits früh Erfahrungen sammeln können.

Das A und O sei aber, dass man sich in seinem Beruf permanent weiterbilde. Zudem sei es wichtig, dass man am Arbeitsplatz arbeiten «wolle» und nicht «müsse» und dass man sich proaktiv einbringe, Ideen entwickle und diese auch kommuniziere. René Wuffli betont: «Man muss bereit sein, überdurchschnittliche Leistungen zu erbringen und auch über den Feierabend hinaus das Interesse an seinem beruflichen Umfeld zu behalten.»