Sie fördern den Berufsnachwuchs konsequent vom Flüchtling bis zu den Nachkommen der Inhaberfamilien der Sefar: Christoph Tobler und Cornelia Grill sind deshalb für den Anerkennungspreis der Hans Huber Stiftung nominiert.
Christoph Tobler als CEO und Cornelia Grill als Leiterin Berufsbildung sei es ein Anliegen, dass die Firmentradition hochgehalten werde, begründet Christian Fiechter, Präsident der Hans Huber Stiftung deren Nomination für den Anerkennungspreis: «Sie verlieren den Faden nicht – allen Unkenrufen über die totgesagte Schweizer Textilindustrie zum Trotz. Im Gegenteil: Sie setzen alles daran, um zukunftsfähig zu bleiben und Lehrstellen qualifiziert zu besetzen, was äusserst anspruchsvoll ist.» Dazu brauche es den roten Faden in der Firmenkultur und in der Berufsbildung. Christoph Tobler bringt seine Motivation unmissverständlich auf den Punkt: «Es ist ein unseliges Jammern, dass wir in der Schweiz die tiefste Maturitätsquote haben. Dabei können wir uns auf die Schultern klopfen, denn es sind die gut ausgebildeten und motivierten Fachkräfte, die uns nachhaltig weiterbringen.» Ein «schlagender Beweis» dafür seien die zahlreichen Mitglieder des Kaders und der Gruppenleitung, die selber eine Lehre absolviert haben.
Chance für Flüchtlinge
Für Fiechter ist es deshalb folgerichtig, dass Tobler «alles daran setzt, so viele junge Nachwuchskräfte wie möglich auszubilden, damit das Unternehmen qualifizierte Arbeitskräfte für die Zukunft aufbauen kann». Das Engagement geht deshalb weit über das eigene Unternehmen hinaus. So war Cornelia Grill massgeblich daran beteiligt, dass vor wenigen Jahren die zweijährige Berufslehre mit Attest zum Textilpraktiker in der Schweiz eingeführt wurde: «Das gibt vermeintlich Lernschwachen eine grosse Chance auf dem Arbeitsmarkt.» Auch in Praktikumsstellen könnten angehende Berufsleute erkunden, ob sie das nötige «Fadengefühl» mitbringen, das es braucht, um eine Lehre erfolgreich zu absolvieren. Viele Betriebe in der Schweiz hätten mittlerweile nachgezogen, was nicht zuletzt Christoph Tobler und Cornelia Grill zu verdanken sei: «Viele junge Menschen erhalten eine Ausbildungschance. Auch Flüchtlinge.» Dieser rote Faden ziehe sich sogar durch die verschiedensten Organisationen, in denen sich Cornelia Grill überbetrieblich engagiere – so beim Verein Chance Industrie Rheintal als Präsidentin oder als zuständiges Vorstandsmitglied für Berufsbildung beim Industrieverein Appenzell Ausserrhoden. Ausserdem organisiert Sefar zusammen mit Schulen praktisch gestaltete Workshops organisiert und vermittelt so Wissen rund um Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik.
Inhaber nicht bevorzugt
Eine Besonderheit in der Nachwuchsförderung von Sefar sei aber auch das Engagement von CEO Christoph Tobler, «um die junge Generation aus den Inhaberfamilien bei der Stange zu halten – einerseits als Aktionäre, andererseits als potenzielle Mitarbeitende und praxisorientierte Verfechter der dualen Berufsbildung». Tobler legt Wert darauf, dass sie die Möglichkeit bekommen, in einem Praktikum Sefar vertieft kennenzulernen, um dann zu entscheiden, ob das Unternehmen für eine spätere Tätigkeit geeignet sein könnte. Wer aus den Inhaberfamilien ins Unternehmen einsteige, könne das über eine Lehre machen, gleich nach dem Studium oder nach Jahren der Erfahrung in externen Tätigkeiten. Er betont, dass Mitglieder der Inhaberfamilien keine Sonderbehandlung erwarten dürfen. Sie müssen das Geschäft von der Pike auf lernen: «Alle müssen sich gegen Drittbewerber durchsetzen und sich im Vergleich zum Arbeitsmarkt emporarbeiten.» Der rote Faden ziehe sich also durch alle Unternehmenshierarchien bis zu den Besitzern durch. Das sei sehr wichtig, aber nicht selbstverständlich.
Bildlegende: Cornelia Grill und Christoph Tobler ermöglichen Flüchtling Yonas Ashebr die Lehre zum Textilpraktiker und sind für den Anerkennungspreis der Hans Huber Stiftung nominiert (von links).