Seine Lehrlinge arbeiten klangvoll und international, und er hat mit Mut und Leidenschaft ein Unternehmen durch schwierige Zeiten geführt: Wendelin Eberle, Inhaber des Orgelbaubetriebs Rieger in Schwarzach, ist deshalb für den Anerkennungspreis der Hans Huber Stiftung nominiert.
Rieger gehört zu den renommiertesten Orgelbaubetrieben der Welt. Doch als Wendelin Eberle nach der Jahrtausendwende die Firma übernahm, sah die Zukunft alles andere als vielversprechend aus: So gut wie keine Aufträge mehr, wenig Interesse an Lehrstellen, scheinbar keine Hoffnung. Doch Eberle habe nicht locker gelassen, sagt Christian Fiechter, Präsident der Hans Huber Stiftung: «Seine Offenheit den Kunden gegenüber und die hohe Qualität der Arbeit haben überzeugt. Zudem wusste er damals, dass das Unternehmen keinen Bestand haben wird, wenn er nicht konsequent auf die Lehrlingsförderung setzt.»
Internationale Lehrlinge
Fiechter doppelt nach, warum die diesjährige Nomination für den Anerkennungspreis der Hans Huber Stiftung auf Wendelin Eberle fällt: «Er arbeitet eng mit Schulen zusammen und ermöglicht im Berufsbildungsprozess ganz praktische Aufgaben oder vermittelt Ideen für Referate. Mit Erfolg: Heute kommen Lehrlinge auch von weit her – zum Beispiel aus Deutschland oder sogar Polen.» Eine derart vielfältige Ausbildung wie bei Rieger sei selten anzutreffen, sagt Fiechter: «Die Lehrlinge durchlaufen nicht nur die unterschiedlichsten Abteilungen, sondern erleben regelmässig bei Installationen in aller Welt Höhepunkte, wie sie nur wenigen während der Ausbildung vorbehalten sind.» Wendelin Eberle betont, dass die Lehrlinge «auf Montage am meisten lernen». Ausserdem hat sich das Unternehmen beim Berufsnachwuchs mit unkonventionellen Massnahmen einen einzigartigen Namen gemacht, so Fiechter: «Sie profitieren sogar von einer betriebsinternen Musikschule mit eigenem Organisten, die eigentlich gar nicht zum Ausbildungsprogramm gehört, aber ein entscheidender Pluspunkt ist.» Wendelin Eberle selber ist überzeugt: «So hat die Ausbildung auch für nachfolgende Generationen einen Sinn.»
Klassisch, aber auf der Höhe der Zeit
Das Unternehmen hat seit der Übernahme durch Wendelin die Mitarbeitendenzahl von 38 auf 65 steigern können. Das hat laut Fiechter auch damit zu tun, dass eine Orgel heute eine Kombination von Handwerk und High Tech sei: «Das macht die Nischenbranche interessant.» So erarbeite die eigene Entwicklungsabteilung Computerprogramme, dank denen Orgeln beispielsweise mit einem elektronischen Assistenten ausgestattet werden: «Für Lehrlinge ist das spannend, denn Rieger ist mit einem klassischen Produkt auf der Höhe der Zeit.»
In China Fuss gefasst
Das hat auch einen jungen Geschäftsmann in China begeistert, wo in Konzertsälen in den letzten Jahren imposante Orgelbauwerke realisiert wurden: Er hat sich bei Wendelin Eberle gemeldet, um in China noch stärker aktiv zu werden. Nach anfänglichem Zögern hat Eberle in eine Partnerschaft eingewilligt und wollte ihn in Schwarzach ausbilden. Das sei jedoch gar nicht so einfach, weil die Gesetzgebung einen «Teufelskreis» bewirke: «Damit wir ihn ausbilden können, braucht er eine Aufenthaltsbewilligung. Diese bekommt er nur, wenn er eine fixe Arbeitsstelle hat. Das ist ein Blödsinn.» Christian Fiechter ist beeindruckt, dass Eberle immerhin einen Weg fand, den Chinesen fürs Erste im Rahmen eines Kurzpraktikums auszubilden, betont aber: «In solchen Fällen müsste der Staat wesentlich wirtschaftsfreundlicher und flexibler sein.»
Bildlegende: Wendelin Eberle bespricht mit den Lehrlingen Karl Görnitz und Dana Nilson die Besonderheiten bei der Produktion von Orgelpfeifen (von links).