Mitarbeiter mustergültig mobilisiert

Mustergültige Mitarbeiterrekrutierung: Der Flugzeughersteller Pilatus wurde am Dienstagabend, 21. November 2017, in Basel mit dem zweiten Nationalen Bildungspreis ausgezeichnet, weil er mit einem konsequenten Personalentwicklungskonzept überzeugt. Das Preisgeld von 20‘000 Franken wird von der Firma verdoppelt, und wer in Zukunft eine besonders gute Lehrabschlussprüfung macht, wird bei der Weiterbildung aus diesem neuen Fonds unterstützt.

Der Nationale Bildungspreis wird gemeinsam von der Hans Huber Stiftung und der Stiftung FH SCHWEIZ verliehen. Beide Institutionen haben sich der Förderung des dualen Bildungswegs verschrieben. Es werde immer schwieriger, Lehrstellen mit gut geeigneten Jugendlichen zu besetzen oder hoch qualifizierte Fachkräfte zu finden, sagte Christian Fiechter, Präsident der Hans Huber Stiftung. Die Situation werde mit der zunehmenden Internationalisierung noch herausfordernder.

Richtige Leute am richtigen Platz

Oscar J. Schwenk, Verwaltungsratspräsident der Pilatus Flugzeugwerke AG in Stans, nahm den zweiten Nationalen Bildungspreis stellvertretend für sein Aus- und Weiterbildungsteam aus den Händen von Christian Wasserfallen entgegen. Der Nationalrat ist Präsident der Stiftung FH SCHWEIZ und bezeichnete Schwenk in seiner Laudatio als «Patron alter Schule», der bereit sei, Verantwortung zu übertragen und deshalb Nachwuchskräfte gezielt fördere. Das Unternehmen spüre den Fachkräftemangel nicht, weil es seit Jahren «viel Know-how, Geld und Herzblut in die Berufsbildung und die Weiterbildung der Mitarbeitenden» investiere: «Loyalität und Zuverlässigkeit des Personals nimmt Ausmasse an, von denen andere nur träumen können.» Die Lehrstellen seien begehrt: Pilatus beschäftige in Stans Lernende aus der ganzen Schweiz, sagte Wasserfallen. Pilatus zeige überdies vorbildlich, was Durchlässigkeit im Berufsbildungssystem bedeutet: Ob Hilfs- und Fachkraft oder ob hochqualifizierte Kapazität – Pilatus begleite die Mitarbeitenden von der Grundbildung bis zur Fachhochschule mit dem Ziel, Meisterleistungen zu vollbringen. «Qualitativ fliegen Sie in einer eigenen Klasse – der Pilatus-Klasse.» Und doch: Die  Personalentwicklung bleibe geerdet, weshalb Wasserfallen an die Adresse Schwenks augenzwinkernd meinte: «Zwar bauen Sie stromlinienförmige Flugzeuge, aber bitte behalten Sie Ihre persönliche kantige und eckige Art. Das ist echt wohltuend im Zeitalter von übersteigerter politischer und sonstiger Korrektheit.»

Dass bei Pilatus die Berufsbildung Chefsache ist und wirklich gelebt wird, demonstrierte die  grosse Crew an der Preisverleihung: Auch CEO Markus Bucher – der einstige Landmaschinenmechaniker-Lernende – liess es sich nicht nehmen, in Basel mit an Bord zu sein. Christian Fiechter bezeichnete ihn «als gutes Beispiel dafür, dass eine Lehre alle Karrieremöglichkeiten offen hält.»

Berufsbildung internationalisieren

In einem Podiumsgespräch unter der Leitung von Bettina Bestgen, wurde deutlich, dass es immer nötiger wird, das Erfolgsmodell der dualen Berufsbildung auf der ganzen Welt zu verbreiten. Urs Endress, Mitinhaber des weltweit führenden Anbieters von Messinstrumenten: Endress+Hauser will die Berufsausbildung gezielt internationalisieren. Es sei dabei wichtig, andere Kulturen besser zu verstehen und sich zu integrieren. Wie wirkungsvoll eine Lehre ist, müsse man in anderen Ländern erst unter Beweis stellen, was nicht immer einfach sei. Monika Walser, CEO und Mitbesitzerin der Schweizer Ledermöbelmanufaktur de Sede, sagte, dass Arbeitskräfte einen inneren Antrieb haben müssten, um im Ausland zu arbeiten. Ausserdem sei es gar nicht einfach, in anderen Kulturen erfolgreich Fuss zu fassen. Drei junge Berufsleute berichteten kurz über ihre Auslanderfahrungen: Nick Schmied, Lernender bei den Mobiliar Versicherungen wurde gar per Video zugeschaltet. Er lerne, sich zu behaupten und könne sich persönlich weiterentwickeln. Andri Ryffel, ebenfalls Lernender bei Mobiliar, blickte auf sein Auslandjahr zurück. Norice Zottele hat vor kurzem die Lehre als Polymechaniker beim weltweit tätigen Befestigungs- und Montagespezialisten SFS intec abgeschlossen und nahm die wichtige Erkenntnis mit nach Hause, dass in Amerika die Arbeitswelt anders funktioniert als in der Schweiz.

Erfolg dank Vertrauen

«Am Anfang des Erfolgs steht immer Vertrauen», sagte Toni Humbel, CEO von Ricola Schweiz. Seine Firma wurde dieses Jahr zur vertrauenswürdigsten Marke erkoren und erhielt den Titel  Brand of the Year 2017. Das gelte nicht nur für Marken und Produkte, sondern auch für die Aus- und Weiterbildung. Er verfolge deshalb das Ziel, möglichst viele Lernende auszubilden und wenn immer möglich weiter zu beschäftigen. Humbel gab einen Einblick in sein Unternehmen, das 90 Prozent vom Export lebe und grossen Wert legt auf die Schweizer Herkunft, auf das Engagement für Mensch und Natur, auf Nachhaltigkeit und hohe Qualität. Eine Firma müsse sich das Vertrauen bei vielen Anspruchsgruppen erarbeiten. Dazu brauche es viele gut ausgebildete Mitarbeitende, die eine wichtige Stütze seien.


Bildlegende:

Pilatus-Verwaltungsratspräsident Oscar J. Schwenk (Mitte) freut sich mit Christian Fiechter (links) von der Hans Huber Stiftung und mit Christian Wasserfallen von der Stiftung FH SCHWEIZ über den Nationalen Bildungspreis.