Nur so erfolgreich dank Lernenden

Er hat einen Ostschweizer Ausbildungspreis initiiert, einen einstigen Lehrling zum CEO und Firmennachfolger gemacht und setzt auf den Berufsstolz seiner Branche: Remo Sieber aus Heerbrugg, Verwaltungsratspräsident des Bauingenieur- und Informatikunternehmens CDS wird deshalb für den Anerkennungspreis der Hans Huber Stiftung nominiert.

Remo Sieber initiierte vor genau zehn Jahren den Ostschweizer Ausbildungspreis für die besten Lehrabschlüsse als Zeichner in den Fachrichtungen Ingenieurbau und Architektur. Christian Fiechter, Präsident der Hans Huber Stiftung, sieht darin einen von vielen Gründen, warum der Heerbrugger Unternehmer für den Anerkennungspreis der Hans Huber Stiftung nominiert wurde.

Lernender als Firmennachfolger
Er bezwecke mit seinem Engagement mehr Solidarität unter Architektur- und Ingenieurbüros und fördere den Berufsstolz, sagt Fiechter und betont: «Ebenso fördert Remo Sieber seine Mitarbeitenden mit viel Herzblut. Viele Lernende sind dem Unternehmen treu geblieben.» Vorbildlich habe er seine Nachfolge als Inhaber und in der Unternehmensführung geregelt, so dass er sich kurz vor dem Pensionsalter auf das Verwaltungsratspräsidium fokussieren könne: Sein Nachfolger Thierry Metzler habe die Lehre bei Sieber absolviert, und schon als er 24 Jahren alt war, hätten sie darüber gesprochen.

Sieber vermittelt Perspektiven
«Verantwortung zu übertragen, ist eine Stärke von Remo Sieber», sagt Fiechter. Die Lernenden seien motiviert, weil sie schon früh in den produktiven Alltag integriert würden und sähen, welchen konkreten Beitrag sie in Kundenprojekten leisten können. Das zahle sich für beide Seiten aus, wie das Beispiel von Marc Stoffel besonders eindrücklich zeigt. Der ehemalige CDS-Lernende ist heute CEO eines Softwareunternehmens in St. Gallen. Bei der Lehrabschlussprüfung wollte er etwas ganz Besonderes realisieren, erinnert sich Sieber. Marc Stoffel programmierte eine Software, mit der die Firma ihre grossformatigen Druckaufträge effizient verwaltet und deren Infos direkt in die Abrechnung einfliessen. Die Software habe das Unternehmen sogar vermarkten können. Ein weiteres Beispiel ist der ehemalige Lernende Philip Aerni. Er leitet heute das Tochterunternehmen CDS Netcom. Darin zeige sich Siebers Leidenschaft für den Berufsnachwuchs. Es gefalle ihm, wenn Lernende Initiative ergreifen, so Fiechter: «Viele Mitarbeitende bleiben überdurchschnittlich lange, weil er ihnen während und nach der Lehre Perspektiven vermittelt.»

Praxis macht den Unterschied
Sieber mache keinen Hehl daraus, dass eine Fachkraft mit einer Lehre und einer Weiterbildung an einer Fachhochschule die besseren beruflichen Einstiegschancen habe als ein Bewerber mit einem akademischen Werdegang. Die grössere Praxiserfahrung mache den Unterschied, sagt Fiechter: «Genau deshalb rückt die Hans Huber Stiftung die Vorteile einer Lehre in den Vordergrund.» Sieber sei sich überdies nicht zu schade, an Berufswahlanlässen in den Oberstufenschulhäusern der Region selber auf Talentsuche zu gehen. Ein simuliertes Einstellungsgespräch an einem derartigen Berufswahlanlass habe besondere Wirkung entfaltet.  Der Schüler habe nämlich ebenfalls die Lehre als Zeichner bei CDS-Sieber absolviert. Zehn Jahre später arbeite er noch immer im Unternehmen – notabene als Chef der Lehrlingsausbildung. Sieber selber bringt es auf den Punkt: «Wir wären nicht so erfolgreich ohne Lernende.»