Berufsbildung hat strategische Bedeutung

Die duale Berufsausbildung als Verknüpfung von Praxis und Theorie im Rahmen der Lehre hat strategische Bedeutung und ist Ausgangspunkt erfolgreicher Karrieren. Das wurde an der siebten Preisverleihung der Hans Huber Stiftung vom vergangenen Freitagabend im Technischen Zentrum der SFS-Gruppe in Heerbrugg deutlich.

Die diesjährigen Preisträger haben alle eines gemeinsam: Sie haben andere Berufsleute in der Lehre und auf dem darauf folgenden Karriereweg erfolgreich begleitet. Mit dem Anerkennungspreis geehrt wurden Marc Cappis aus Herisau (Schweiz) und Pius Zottele aus Rorschacherberg (Schweiz). Cappis ist Verwaltungsrats-Präsident der Huber+Suhner AG; Zottele ist Präsident des Lehrmeisterverbandes Konstrukteure und Ausbildungsleiter bei der Starrag-Heckert AG.

Bedeutung stärken

In seiner Begrüssung sagte Stiftungsrat Christian Fiechter, Geschäftsführer der SFS services AG, dass die Bedeutung der dualen Berufsausbildung gestärkt werden müsse. Er freute sich über das grosse Interesse am Engagement der Hans Huber Stiftung und an den initiativen Berufsleuten, die an diesem Abend geehrt werden konnten. Den besten Lehrlingen und Lehrtöchtern der Region überreichte er im Namen der SFS-Gruppe zudem den SFS-Lehrlingspreis.

Strategische Erfolgsposition

In seiner Laudatio für Marc Cappis hob Stiftungspräsident Kurt Bodenmann hervor, dass es  Cappis in seiner Karriere gelungen sei, die Berufsausbildung zu fördern und Lehrlingen den Weg in die oberste Führung von Unternehmen zu ermöglichen. Er habe die strategische Bedeutung der dualen Berufsbildung als Erfolgsposition für die schweizerische Wirtschaft als Ganzes erkannt und gefördert. Der Anerkennungspreis werde ihm ebenso verliehen, weil er in Zusammenarbeit mit den Ausbildungsverantwortlichen dazu beigetragen habe, dass die Huber+Suhner AG mit vorbildlichen Ausbildungsleistungen die Stärken der Aus- und Weiterbildung anderen Unternehmen und einer breiten Öffentlichkeit auf überzeugende Weise aufgezeigt habe. Damit sei auch das Image der Berufsbildung gefördert worden. Gute Ausbildungsplätze seien für Marc Cappis immer eine notwendige Grundlage für eine positive wirtschaftliche Entwicklung – sei es im eigenen Unternehmen oder auf übergeordneter Ebene. Er habe sich mit grossem persönlichem Engagement landesweit für eine zeitgemässe, qualitativ hoch stehende Berufsbildung eingesetzt, die schulischen Ausbildungen gleichwertig sei und damit die Durchlässigkeit zu diesen Ausbildungen mit intakten Karrierechancen sicherstelle. Er habe sich überdies als Präsident der Arbeitgebervereinigung der Schweizer Maschinenindustrie (ASM, heute Swissmem) dafür eingesetzt, dass technologische Veränderungen rasch in den Ausbildungsplänen der Lehrbetriebe und der Berufsschulen berücksichtigt werden.

Lehrmeisterverband aufgebaut

Bodenmann liess in der zweiten Laudatio für Pius Zottele keinen Zweifel offen: Für sein grosses Engagement bei der Gründung, dem Aufbau und der Führung des Lehrmeisterverbandes Konstrukteur und weiterer Aktivitäten zugunsten der  Lehrlingsausbildung habe er den Anerkennungspreis der Hans Huber Stiftung verdient. Als das Berufsbild des Konstrukteurs neu geschaffen wurde, habe sich Pius Zottele spontan zur Verfügung gestellt, um einen eigenen Lehrmeisterverband zu gründen. Zusammen mit einem Team Gleichgesinnter sei es ihm gelungen, innert fünf Monaten den Verein zu gründen, ein Kurskonzept zu entwickeln und die Kursorganisation so weit voranzutreiben, so dass im August 1998 die ersten Einführungskurse für die neu eingetretenen Konstrukteurlehrlinge durchgeführt werden konnten: „Diese beeindruckende Leistung beweist, dass Pius Zottele nicht nur ein ausgezeichneter Kenner und Könner seines Faches ist, sondern auch seine Ideen mit Begeisterung weitergeben kann. Der Lehrmeisterverband Konstrukteur St.Gallen, Appenzell und Fürstentum Liechtenstein ist denn auch in dieser Branche eine schweizerische Pionierleistung.“ Pius Zottele war nicht nur dessen Hauptinitiant, sondern ist seit der Gründung auch dessen Präsident. Dank seiner Initiative verleihe der Verband an der Ostschweizerischen Bildungsausstellung in St.Gallen zudem jährlich Preise an die besten Absolventen der Lehrabschlussprüfung. Bereits seit 30 Jahren amte Pius Zottele überdies als Prüfungsexperte und stelle sich immer wieder dem Berufs- und Weiterbildungszentrum Rorschach als Dozent zur Verfügung.

Überdurchschnittliche Leistungen

In seiner feurigen Festrede machte sich Egon Blum stark für eine attraktive Berufsbildung. Blum ist Kommerzialrat und Regierungsbeauftragter für Jugendbeschäftigung und Lehrlingsausbildung in Österreich und setzt sich in dieser Funktion an vorderster Front dafür ein. Für sein Engagement hat Blum 1998 den ersten Anerkennungspreis der Hans Huber Stiftung erhalten. Die Zuhörerinnen und Zuhörer wurden in ihrer Überzeugung gestärkt, dass der Berufsnachwuchs gezielt gefördert werden soll. Er bezeichnete die Ausbildung als strategische Erfolgskomponente. Die duale Ausbildung sei einzigartig, wenn es darum gehe, qualifizierte Fachkräfte für die Zukunft zu aufzubauen. Die jungen Menschen müssten gesamtheitlich in ihrer Fach- und Sozialkompetenz gefördert werden. Und: „Unsere Jugend ist bereit, Überdurchschnittliches zu leisten, wenn man ihr nur die Möglichkeit dazu gibt.“ Die Herausforderungen der Zukunft lägen in der Erhaltung der Wettbewerbsfähigkeit und damit im Innovationsprozess, der abhängig sei von steigender Theorie- und Praxiskompetenz der Fachkräfte von Morgen. Er bemängelte deshalb, dass es immer mehr Lehrstellensuchende, aber eher weniger oder gleich viele Lehrstellenangebote gebe und appellierte an die Anwesenden: „Wer unserer Jugend vertraut und ihr das auch beweist, wird von ihr nicht enttäuscht.“

 

Bildlegende:
Die Förderung der Berufsausbildung ist ihnen allen ein grosses Anliegen: Der Referent Kommerzialrat Egon Blum, Stiftungspräsident Kurt Bodenmann, Ehrenpräsident Hans Huber sowie die beiden Anerkennungs-Preisträger Marc Cappis und Pius Zottele anlässlich der Preisverleihung der Hans Huber Stiftung.