Die duale Berufsausbildung als Verknüpfung von Praxis und Theorie im Rahmen der Lehre ist der Ausgangspunkt vieler erfolgreicher Karrieren. Das wurde an der sechsten Preisverleihung der Hans Huber Stiftung vom vergangenen Freitagabend im Technischen Zentrum der SFS-Gruppe in Heerbrugg deutlich.
Die diesjährigen Preisträger haben alle eines gemeinsam: Sie haben andere Berufsleute in der Lehre und auf dem darauf folgenden Karriereweg erfolgreich begleitet. Mit dem Anerkennungspreis geehrt wurden Armin Jossi aus Frauenfeld (Schweiz) und Heinz Wohlgenannt, Dornbirn (Österreich).
Bedeutung stärken
In seiner Begrüssung sagte Stiftungsrat Christian Fiechter, Geschäftsführer der SFS services AG, dass die Bedeutung der dualen Berufsausbildung gestärkt werden müsse. Er freute sich über das grosse Interesse am Engagement der Hans Huber Stiftung und an den initiativen Berufsleuten, die an diesem Abend geehrt werden konnten. Den besten Lehrlingen und Lehrtöchtern der Region überreichte er im Namen der SFS-Gruppe zudem den SFS-Lehrlingspreis.
Jossi: Überproportional viele Lehrlinge
Armin Jossi, Geschäftsführer der Jossi AG, Islikon, wurde die Freude an der Förderung des Berufsnachwuchses sozusagen in die Wiege gelegt. In seinem Geburtsjahr hat nämlich sein Vater Hans gemäss Kurt Bodenmann, Stiftungsratspräsident der Hans Huber Stiftung, sein eigenes Unternehmen gegründet, in dem die Lehrlingsausbildung immer einen sehr hohen Stellenwert genossen hat; rund ein Viertel der Belegschaft seien Lehrlinge, sagte Bodenmann in seiner Laudatio: „Das ist klar überproportional.“ Waren es beim Vater vor allem handwerklich-qualitative und gesellschaftliche Gründe, so sind es bei Sohn Armin verstärkt betriebswirtschaftliche und auf die künftige technologische Branchenentwicklung ausgerichtete Überlegungen. Für Armin Jossi sei es von zentraler Bedeutung, dass die jungen Berufsleute auch Methoden, Arbeitsprozesse und Wertschöpfungsketten kennen und verstehen. Bodenmann begründete die Ehrung mit dem Anerkennungspreis unter anderem, weil Jossi mit seinen Ausbildungsverantwortlichen eine äusserst enge Zusammenarbeit mit der Berufsschule pflege und damit das duale Bildungssystem in seinen Potenzialen voll nutze. Er nehme seine unternehmerische Verantwortung ganzheitlich wahr – „sowohl in fachlicher als auch in gesellschaftlicher Hinsicht nicht nur für seinen Betrieb, sondern auch für den Ausbildungs- und Arbeitsplatz Thurgau und fördert damit das Image der dualen Berufsbildung“.
Wohlgenannt: Vorbildliche Ausbildung
„Bring mer en Ghörige!“ Dieser Wunsch an Wohlgenannts Professor an der Handelsakademie sei am Anfang der Karriere von Heinz Wohlgenannt gestanden, bemerkte Kurt Bodenmann zu Beginn seiner Laudatio für den Geschäftsführer der SPAR-Zentrale Dornbirn. Nach seiner Allrounder-Ausbildung stellte sich bald heraus, dass der junge Berufsmann „en Ghörige“ ist – einer, der seinen Förderern sehr dankbar ist und der sich die Förderung des Berufsnachwuchses selber auf die Fahne geschrieben hat. Es sei selbstverständlich, dass die Personalentwicklung für den langjährigen Geschäftsführer von strategischer Bedeutung ist. Dass sie Heinz Wohlgenannt wirklich am Herzen liegt, zeige sich aber darin, dass er die Schlüsselstellen in der Lehrlingsausbildung mit Mitarbeitenden besetzt, die Jugendliche begeistern können und die selber von ihrer Aufgabe erfüllt sind. Er verlange, dass die Ausbildenden den Einzelhandel mit allen Eigenheiten kennen, aber auch die Lehrlinge in ihrer besonderen Lebensphase verstehen. Heinz Wohlgenannt sei überzeugt, dass jeder Lehrling ein grosses Potenzial für die persönliche und fachliche Entwicklung mitbringt, das es zu fördern gilt. Neben der Vermittlung von fachlichen Kenntnissen sei ihm daher die Weiterentwicklung im persönlichen Bereich, vor allem die Förderung der Sozialkompetenz ein besonderes Anliegen. SPAR sei zurzeit mit 315 Lehrlingen in 107 Geschäften der bedeutendste Lehrstellenanbieter in Vorarlberg. Der Stiftungsrat ehrte Wohlgenannt insbesondere, weil er die SPAR-Zentrale Dornbirn im Bundesland Vorarlberg zu einem herausragenden Ausbildungsbetrieb mit Vorreiter-Rolle entwickelt habe, „der junge Leute fördert und fordert, ihnen Vertrauen schenkt und rasch Verantwortung überträgt und damit beste Karriere-Chancen bietet“. Er sei verantwortlich dafür, „dass das Unternehmen mit vorbildlichen Ausbildungsleistungen die Stärken der beruflichen Aus- und Weiterbildung andern Unternehmen und einer breiten Öffentlichkeit auf hervorragende Weise aufzeigt und damit das gute Image der dualen Berufsbildung fördert“.
Bundesrat Deiss: Nicht auf Lorbeeren ausruhen
In seiner Festrede lobte der Schweizer Bundesrat und Volkswirtschaftsminister, Joseph Deiss, das Engagement aller Preisträger für die Lehre in der Euregio Bodensee. Und: „Etwas Besseres als die Berufsweltmeisterschaften in St.Gallen hätte uns nicht passieren können“, sagte er. Dadurch sei die Berufsbildung mit der Lehre in positive Schlagzeilen geraten. Als Grundstein für künftige positive Schlagzeilen nannte Deiss das neue Berufsbildungsgesetz, das Anfang 2004 in Kraft treten wird. Bildung, Technologie und Forschung seien prioritär. Die Schweiz wolle in den nächsten vier Jahren überdurchschnittlich mehr Mittel dafür zur Verfügung stellen. Man dürfe jedoch vor aktuellen Problemen die Augen nicht verschliessen: „Es war nicht einfach, im Sommer allen Jugendlichen einen Ausbildungsplatz zu bieten. Je nach wirtschaftlicher Lage kann sich im nächsten Sommer eine ähnliche Herausforderung stellen.“ Wichtig sei aber auch, dass die Lehrlinge „nach dem Abschluss einen Anschluss haben“. Der Volkswirtschaftsminister sprach sich auch für die Stärkung der höheren Berufsbildung aus. Schliesslich dankte Deiss dem Stiftungsgründer und Ehrenpräsident Hans Huber für seinen unermüdlichen Einsatz für die Berufsbildung: „Wir alle können das Räderwerk Berufsbildung weiter auf Touren bringen. Dazu braucht es Männer und Frauen wie Sie, die sich aus Überzeugung für die Berufsbildung stark machen.“
Bildlegenden:
Die Förderung der Berufsausbildung ist ihnen allen ein grosses Anliegen: Der Schweizer Bundesrat Joseph Deiss, Stiftungspräsident Kurt Bodenmann, Stiftungsehrenpräsident Hans Huber sowie die beiden Anerkennungs-Preisträger Armin Jossi und Heinz Wohlgenannt anlässlich der Preisverleihung der Hans Huber Stiftung.