Der Medaillenschmied aus Braunau

Selbst einst Medaillengewinner an Berufsweltmeisterschaften verhilft der Braunauer Tobias Hugentobler heute Berufskolleginnen und -kollegen zum Erfolg. Für die WM im russischen Kasan trainierte er die Silbermedaillengewinnerin Samanta Kämpf. Für sein Engagement wurde der Schreiner nun mit dem Förderpreis der Hans Huber Stiftung geehrt.

Vor genau 50 Jahren startete zuletzt eine Schreinerin aus der Schweiz an den WorldSkills. Das Samanta Kämpf in diesem männerdominierten Berufsfeld nun sogar die Silbermedaille für die Schweiz erringen konnte, macht ihre Leistung umso beeindruckender. Im Hintergrund dieses Erfolgs stand der Braunauer Schreinerunternehmer Tobias Hugentobler. Der Berufstrainer hat ein halbes Jahr über Kämpf in ihren Vorbereitungen zu den Berufsweltmeisterschaften begleitet. Dazu hat sie in seiner Schreinerei in Braunau trainiert und sich in dieser Zeit voll auf den Wettkampf vorbereitet. «Wir haben besprochen, wie man mit verschiedenen Situationen und Herausforderungen umgeht», erklärt Hugentobler, der 2001 selbst die WM-Silbermedaille erringen konnte.

Vor WM noch die Lehre gemeistert

Hugentoblers Trainingsansatz ist dabei vielleicht ungewöhnlich, aber effektiv: «Mein Ziel ist, die Kandidatinnen und Kandidaten zu leiten und Ansätze aufzuzeigen. Aber machen und umsetzen muss es schlussendlich jeder selbst», sagt er. Intensives Training und das Verinnerlichen von Handgriffen seien dabei entscheidend, damit unter Druck beim Wettkampf das Möbelstück perfekt herauskommt. Bei Kämpf war zudem speziell, dass sie sich gleichzeitig von Dettighofen aus auf die Lehrabschlussprüfung vorbereitet hat. Eine sehr strenge Zeit für die damalige Lehrtochter der Herzog Küchen AG, die sie jedoch mit Bravour meisterte. Heute wohnt sie in Sulgen und arbeitet bei der Erich Keller AG.

Gefahr, dass Know-how ausstirbt

Für den Geschäftsführer Hugentobler ist der Aufwand rund um die WorldSkills jeweils gross. «Ich finde es aber sehr motivierend, mit diesen jungen, ehrgeizien Menschen etwas auf die Beine zu stellen», erklärt der Berufsbildner. Hinzu kommt seine eigene Verbindung zu den Weltmeisterschaften. Deshalb nimmt er sich neben seinem täglichen Geschäft die Zeit, um die Kandidatinnen und Kandidaten zu coachen. «Ich bin voll überzeugt vom dualen Berufsbildungssystem. Das alles motiviert mich extrem.» Für dieses Engagement erhält Hugentobler nun – aufgrund der Covid-Pandemie etwas verspätet – wiederholt den Förderpreis der Hans Huber Stiftung. «Ich bin stolz, dass ich den Preis entgegennehmen darf», sagt Hugentobler. Gleichzeitig sieht er die Notwendigkeit, sich mit dem Berufsbild auseinanderzusetzen. «Der Beruf ist durch die Digitalisierung einem starken Wandel ausgesetzt. Das gilt für die Schweiz noch stärker als für andere Länder. Es besteht die Gefahr, dass das Know-how für die Möbelbearbeitung ausstirbt.»

 

Bildlegende:
«Ich kann nur Ansätze aufzeigen, gewinnen müssen die Kandidaten selbst», erklärt Tobias Hugentober. Er coachte Schreinerin Samanta Kämpf an den Berufsweltmeisterschaften 2019 in Kasan zur Silbermedaille.