«Die Lehre ist der Königsweg»

Die Hans Huber Stiftung verlieh am Freitagabend, 14. September, zum 15. Mal die begehrten Preise für Persönlichkeiten, die sich in der Berufsbildung verdient gemacht haben. Anerkennungspreise erhielten Nicole Mösli vom Kantonsspital St. Gallen sowie Johannes Collini und Guntram Obwegeser von der Hohenemser Collini Gruppe. Zudem wurden fünf Förderpreise an Trainer von Medaillengewinnern an den Berufsweltmeisterschaften verliehen. Swissmem-Präsident Hans Hess hob die Stärken des Schweizer Berufsbildungssystems hervor.

Christian Fiechter, Präsident der Hans Huber Stiftung, thematisierte die Auswirkungen der schwindenden Schülerzahl auf den Lehrstellenmarkt: «Der Kampf um gute Lernende ist voll im Gang.» Dabei wies er auch auf die Bestrebungen vieler Bildungsfachleute hin, die Maturitätsrate zu erhöhen. Dies führe zur Situation, dass einerseits die Mittelschulen aus allen  Nähten platzten und andererseits viele Lehrstellen nicht besetzt werden könnten. Fiechter warnte deshalb: «Nicht Schulnoten sollten über den weiteren Bildungsweg entscheiden, sondern die Eignungen und Neigungen von Schulabgängern.»

Garant für Qualität und Innovation

Das Festreferat von Hans Hess erhielt angesichts der sich abzeichnenden wirtschaftlichen und globalen Herausforderungen eine besondere Aktualität. Hess ist Präsident des Branchenverbandes Swissmem der schweizerischen Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie und verdeutlichte den grosse Beitrag, den die berufliche Grundbildung mit der Lehre zum Erfolg der Schweizer Wirtschaft beiträgt: «Das System der dualen Berufsbildung ist eine der grossen Stärken der Schweiz im internationalen Vergleich und eine der wichtigsten Grundlagen für die hohe Qualität, Effizienz und Innovation der Industrieunternehmen in unserem Land. Unsere Industrie ist dringend auf genügend qualifizierte Lernende angewiesen, findet diese heute aber teilweise nicht mehr.»

Matchentscheidend für Erfolg

Hess warnte vor einer schleichenden «Verakademisierung» und bezeichnete die Lehre als  idealen Einstieg in das Berufsleben. Leider verlören aber zu viele Jugendliche, Lehrer und Eltern zunehmend das Vertrauen in die Attraktivität der Berufslehre und «machen enorme Anstrengungen, die Jungen auf Biegen und Brechen in die Mittelschulen zu bringen». Swissmem setze sich deshalb zusammen mit der Hans Huber Stiftung für die duale  Berufsbildung in der Schweiz ein: «Sie ist für den zukünftigen Erfolg unserer Industrie matchentscheidend, und für unsere Jungen der eigentliche Königsweg ins Berufsleben.»

Im Gesundheitswesen verankert

Die beiden grossen Anerkennungspreise erhielten dieses Jahr Nicole Mösli vom Kantonsspital St.Gallen, und von der Hohenemser Collini Gruppe Johannes Collini, Vorstandsvorsitzender, und dessen Lehrlingsbeauftragter Guntram Obwegeser. Als Leiterin des Departements Pflege baute Nicole Mösli das Ausbildungswesen für nichtärztliche Gesundheitsberufe am Kantonsspital St.Gallen auf. Christian Fiechter bezeichnete Nicole Mösli in seiner Laudatio als  «Brückenbauerin und Fahnenträgerin für die duale Berufsbildung». Sie verdeutliche mit ihrem grossen Einsatz, dass die Berufslehre nicht nur eine Ausbildung, sondern auch eine Lebensschule und damit ein attraktiver Ausgangspunkt für eine erfolgreiche Karriere sei. Diese Sichtweise habe sie erfreulicherweise nun auch im Gesundheitswesen verankert.

Hervorragende Botschafter

Die Collini Gruppe, so Fiechter in der Laudatio für Johannes Collini und Guntram Obwegeser,  setze nicht nur in der Oberflächentechnologie Massstäbe, sondern fördere den Fachkräftenachwuchs mit überdurchschnittlichem Einsatz. Johannes Collini sei Visionär und Unternehmer ohne Berührungsängste, der den Ausbau eines länderübergreifenden Lehrlingssystems ermöglicht habe. Guntram Obwegeser zeichne seine «bewundernswerte  Zähigkeit» aus, und er sei zu einer Vaterfigur für die Lehrlinge und zu einem Motivator für Ihre Ausbildner geworden. Lehre und Berufsbildung seien deshalb zutiefst im unternehmerischen Denken verwurzelt, und die beiden seien «hervorragende Botschafter der dualen Berufsbildung».

Bestleistungen motivieren

Förderpreise erhielten eine Trainerin  und vier Trainer von Medaillengewinnern an der Berufsweltmeisterschaft 2011 in London. Die Liechtensteiner alt Regierungsrätin Rita Kieber-Beck würdigte die Verdienste von Karin Bischoff aus St. Gallen, Martin Erlacher aus Herisau, Patrick Bregenzer aus St. Gallen, Ruedi Signer aus Wilen bei Wil und Michael Fetz aus Alberschwende.  Sie hob hervor, dass Bestleistungen an Berufsmeisterschaften zeigten, wie wichtig die Förderung von Berufsnachwuchs ist. Damit werde der Wirtschaftsstandort gestärkt und die Motivation von allen Mitarbeitenden positiv beeinflusst.

 

Laudatio Johannes Collini und Guntram Obwegeser
Laudatio Nicole Mösli

 

Bildlegende:
Die diesjährigen Anerkennungspeisträger der Hans Huber Stiftung mit Stiftungsratspräsident Christian Fiechter: Nicole Mösli, Johannes Collini und Guntram Obwegeser (v.l.n.r.).