Eine Lernende hielt die Laudatio

Die Hans Huber Stiftung verlieh am Freitagabend, 26. September 2014, zum 17. Mal die begehrten Anerkennungspreise an Persönlichkeiten aus der Ostschweiz und Vorarlberg. Sie haben sich in der Berufsbildung verdient gemacht.

Die Preise gingen an Albert Baumann aus Wil sowie an Wolfgang Humml und Hannes Hämmerle aus Dornbirn. Die gesamte Preissumme beträgt 40‘000 Franken.

Unternehmertum näher gebracht

Albert Baumann ist Unternehmensleiter des Fleischverarbeiters Micarna mit Hauptsitzen in Bazenheid/SG und Courtepin/FR. Baumanns wichtigster Verdienst sei die Etablierung der Lernendenfirma «Mazubi», sagte Christian Fiechter, Präsident der Hans Huber Stiftung: Die Firma werde einzig von Lernenden geführt. Diese Konstellation führte auch zu einem Novum an einer Preisverleihung der Hans Huber Stiftung: Die lernende Kauffrau Noemi Andres von Micarna überraschte ihren Chef, indem sie die Laudatio gemeinsam mit Christian Fiechter hielt. Sie dankte für die Möglichkeit, schon im zweiten Lehrjahr die Verantwortung als Geschäftsführerin für «Mazubi» erhalten zu haben: «Damit bringen Sie uns jungen Berufsleuten das Unternehmertum näher. Das ist für mich eine riesige Chance.»

Wohl höchster Lehrlingsanteil

Die beiden anderen Preisträger, Wolfgang Humml und Hannes Hämmerle, sind Inhaber des Prototypen- und Modellherstellers «1zu1 Prototypen» in Dornbirn/Vorarlberg. Sie schaffen laut Fiechter seit Jahren neue Stellen  und sichern mit der Ausbildung von Lernenden das Wachstum des Unternehmens. Ihr Engagement sei ein entscheidender Multiplikator in der Wirtschaft: «Denn heute gibt es wohl kaum ein anderes Unternehmen, das prozentual so viele Lehrlinge ausbildet.»

Lehre als zentraler Pfeiler

Festredner war Lino Guzella, Rektor der Eidgenössisch Technischen Hochschule (ETH) Zürich. Er sei zwar als Rektor einer universitären Hochschule eigentlich der falsche Referent an einer Berufsbildungsveranstaltung. Man dürfe aber den akademischen und den praktischen Bildungsweg nicht gegeneinander ausspielen. Hingegen sei die Durchlässigkeit zwischen den Bildungsgängen wichtig. Er verglich das schweizerische Bildungssystem mit einer komplexen Maschine. In diesem System sehe er die Lehre mit zwei Lernorten – dem Betrieb und der Schule – als zentralen Pfeiler. Die Absichten, die Maturitätsquote zu erhöhen, seien der falsche Ansatz. Denn, so Guzella: «Beruflicher Erfolg und gesellschaftlicher Aufstieg sind nicht nur über den Gymnasialweg möglich.» Eine höhere Maturitätsquote führe auch nicht automatisch zu einer höheren Akademikerquote: «Eine forcierte Erhöhung der gymnasialen Maturitätsquote würde das duale Bildungssystem gefährden.» Angesichts der geringen Jugendarbeitslosigkeit erfülle die «Bildungsmaschine Schweiz» die Erwartungen.

 

Laudatio Albert Baumann
Laudatio Hannes Hämmerle und Wolfgang Humml

 

Bildlegende Preisträger:
Die diesjährigen Anerkennungspreisträger der Hans Huber Stiftung mit Stiftungsratspräsident Christian Fiechter und Ehrenpräsident Hans Huber: Hannes Hämmerle, Wolfgang Humml und Albert Baumann (v.l.n.r.).