Fritz Berhalter

Hart in der Sache, aber herzlich im Umgang. Das ist Fritz Berhalter – ein Firmenpatron, dem seine Mitarbeitenden und Lernenden ans Herz gewachsen sind. Seine Kollegialität und natürliche Autorität ist denn auch der Schlüssel zum Erfolg für die aussergewöhnlich umfangreiche und ausserordentlich erfolgreiche Lehrlingsarbeit beim Maschinenbau- und Werkzeugunternehmen Berhalter AG.

Auch im aktiven Ruhestand kennt Fritz Berhalter noch alle Mitarbeitenden beim Namen und interessiert sich für sie. Geht er durch den Betrieb und die Lehrwerkstatt – und das kommt fast alle Tage vor –, dann spürt man etwas von seinem väterlichen Umgang: Hier und dort ein Schwatz oder ein freundschaftlicher Schulterschlag, hüben und drüben eine Ermutigung für einen Lernenden, ab und zu eine konstruktive Kritik für einen jungen Berufsmann. So kennen ihn seine Leute und freuen sich über ihren „Chef zum Anfassen“.

Was in der heutigen Zeit der Profitmaximierung und Produktivitätssteigerung vielleicht fast ein wenig nostalgisch anmutet, hat aber einen wohl überlegten Hintergrund: Fritz Berhalter sind gerade seine Lernenden ein grosses Anliegen. „Wir haben der Jugend gegenüber eine grosse Verantwortung“, ist er überzeugt. Demzufolge will er immer auch schulisch Schwächeren eine Chance geben, denn: „Wir holen nicht nur Eliteschüler ab. Wir wollen gute Typen im Haus.“ Seine Intuition bei der Lehrlingsrekrutierung habe sich bislang ausbezahlt: „Wir verfügen über gut ausgebildetes Fachpersonal, das die Firma kennt und bereit ist, Verantwortung zu übernehmen.“ Darauf kann Fritz Berhalter bauen – und manchmal verlangt er auch viel von seinen Lernenden, die er fördert und fordert.

Wichtig ist ihm, dass die Lehrlinge ohne Produktionsdruck und doch auftragsbezogen schon früh Erfahrungen mit Kundenaufträgen sammeln können: „Dadurch spüren sie konkret, dass jemand braucht, was sie machen. Das steigert die Motivation.“ Die Lehrwerkstatt sei denn auch technologisch auf dem neuesten Stand und pflege einen intensiven Austausch mit Berufsschulen und Berufsverbänden.

Die Ausbildung sei nicht nur Arbeit. Die Ausbildung sei auch ein Beitrag zur Persönlichkeitsbildung. Und manch eine Lektion müsse diesbezüglich noch „nachgeholt“ werden. Gerne zieht Fritz Berhalter Vergleiche zum Sport und stellt sinnvolle Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung in den Kontext der Ausbildung in seinem Unternehmen: „Es ist nicht nur eine gute Bildung, die zum Erfolg von jungen Berufsleuten beiträgt, es ist auch der Ausgleich in der Freizeit.“ Das hat ihn dazu veranlasst, beides miteinander zu kombinieren: Zum Beispiel mit Eishockey- und Fussballturnieren, an denen Personal und Kundschaft auf einer ganz anderen Ebene miteinander in Kontakt kommen. Die Lernenden erleben hautnah, was Teamgeist, Wettkampffreude und Kundenorientierung heisst.

Fritz Berhalter wäre sich selber nicht treu, wenn er alles selber machen würde. 1960 legte er zusammen mit seinem Vater den Grundstein für das Unternehmen, und 1964 startete er mit der Lehrlingsausbildung. Mittlerweile hat er die Lehrwerkstatt auf mehrere Schultern verteilt. Aber das Credo zur flachen Hierarchie hat er beibehalten. Ein Lehrlingsverantwortlicher betreut zusammen mit zwei Ausbildnern die insgesamt 25 Lehrlinge – eine stolze Zahl, wenn man bedenkt, dass die Berhalter AG knapp 100 Mitarbeitende beschäftigt. Zeitweise beträgt der Anteil der Lehrlinge sogar bis zu 30 Prozent des Personalbestands. Wo in der Ausbildung die Zusammenarbeit mit Partnerfirmen oder Kunden sinnvoll ist, wird gezielt der Lehrlingsaustausch gefördert, womit Lernende eine breitere Ausbildung geniessen. Die Anstrengungen lohnen sich: „Wir würden es nicht machen, wenn wir es uns nicht leisten könnten“, sagt Fritz Berhalter und doppelt nach: „Die Lehrlingsausbildung ist ein wichtiger Erfolgsfaktor.“

Fritz Berhalter wollte mit seiner Lehrwerkstatt auch beweisen, dass sich nicht nur Grossunternehmen eine qualitativ hochwertige Ausbildung leisten können. Das ist ihm wahrlich gelungen, wurde er doch in den letzten Jahren verschiedentlich für die vorbildliche Ausbildungsarbeit ausgezeichnet. Nicht zuletzt auch deshalb, weil über die Lehre hinaus die Neigungen und Fähigkeiten der Lernenden beobachtet werden, um im Hinblick auf die berufliche Weiterentwicklung ihre Stärken zu fördern und weitere  Schritte in die Wege zu leiten. Lebenslanges Lernen ist ein Schlagwort, das bei Berhalter gelebt wird.

Auch im privaten Umfeld wurde das Thema Berufsbildung und Karriereplanung plötzlich ganz konkret. Dann nämlich, als sein Sohn Patrick mitten im Berufswahlprozess stand. Die Wahl fiel dem Berhalter-Spross nicht schwer, nachdem er bereits als Bub in der Werkstatt mit Klötzen und Maschinen hantiert hatte: Er trat in Vaters Fussstapfen und lernte Werkzeugmacher – ganz bewusst aber nicht im väterlichen Betrieb. „Und dann, an einem Sonntagnachmittag“, erinnert sich Vater Fritz, „machten wir auf einem grossen Blatt Papier Karriereplanung.“ Es wurde offen über die Nachfolgeregelung im Unternehmen gesprochen, wobei Patrick niemals unter Druck gesetzt worden ist. „Wir haben uns überlegt, was gut wäre im Hinblick auf eine spätere Firmenübernahme“, erinnert sich Fritz Berhalter. Und so hatte sich Patrick entschlossen, bei einer Grossbank noch eine kaufmännische Lehre zu absolvieren: „Das war schon happig.“ Aber die Erfahrungen möchte er nicht missen. Etwas plötzlich wurde Patrick Berhalter dann vor die Entscheidung gestellt, in das Geschäft seines Vaters einzusteigen, weil sein Onkel und Mitinhaber schwer erkrankt war. Gerne hätte er noch einen breiteren Erfahrungsschatz für die Herausforderungen mitgenommen, doch die Verantwortung rief. Indes: Er liess es sich nicht nehmen, an der Universität St.Gallen berufsbegleitend eine Ausbildung für die Führungsarbeit in Klein- und Mittelunternehmen zu durchlaufen. Damit ist er geradezu ein Paradebeispiel in der heutigen Zeit, wie man sich auch mit einer vermeintlich einfachen Lehre eine hervorragende Basis für einen eindrücklichen beruflichen Werdegang legen kann.

Sitzen sich Vater und Verwaltungsratspräsident Fritz sowie Sohn und Geschäftsleiter Patrick Berhalter gegenüber, dann spürt man, dass zwei Generationen miteinander am gleichen Strick ziehen, die doch oft auch unterschiedliche Auffassungen haben: Das Erfolgsrezept von gestern kann für morgen nicht unbesehen übernommen werden und muss den wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Gegebenheiten laufend angepasst werden. Diese gesunde Auseinandersetzung ist ein Garant dafür, dass bei der Berhalter AG auch in Zukunft noch viele junge Berufsleute das erste Rüstzeug für eine erfolgreiche Laufbahn erhalten.