Die Hans Huber Stiftung verlieh am Freitagabend, 26. August, zum 14. Mal die begehrten Preise für Persönlichkeiten, die sich in der Berufsbildung verdient gemacht haben. Anerkennungspreise erhielten der Seilbahnhersteller Doppelmayr in Wolfurt (AT) mit Michael Doppelmayr an der Spitze sowie Charly und Silvia Gmünder vom Restaurant Bären in Gonten (CH). Thomas Held skizzierte in seiner Festrede die Anforderungen an die «Meister der Zukunft».
Christian Fiechter, Präsident der Hans Huber Stiftung, thematisierte die Auswirkungen der schwindenden Schülerzahl auf den Lehrstellenmarkt: «Der Kampf um gute Lernende hat begonnen.» Trotzdem dürfe man die Berufswahl nicht auf die leichte Schultern nehmen, denn einer der häufigsten Gründe für einen Lehrabbruch sei die falsche Berufswahl. Es sei auch für Unternehmen wichtig, die richtigen Lehranwärter zu finden, «um die richtigen Mitarbeitenden langfristig zu sichern. Deshalb lassen Unternehmen lieber eine Lehrstelle frei, anstatt sich mit ungeeigneten Lernenden Probleme einzuhandeln.» Fiechter würde es auch begrüssen, dass Mittelschulabgänger die Möglichkeit hätten, eine Lehre zu absolvieren. Er sei sich aber bewusst, dass es noch Änderungen im Lehrplan und in der Lehrpraxis geben müsse.
Ernsthafte strukturelle Probleme
Genau dieser Thematik habe sich ein Projekt der Schweizer Zukunfts-Denkfabrik Avenir Suisse gewidmet, weshalb Fiechter deren Gründungsdirektor Thomas Held als Gastreferenten einlud. Held skizzierte die Anforderungen an die «Meister der Zukunft» und stellte die momentan nur schwer abschätzbare und herausfordernde wirtschaftliche Zukunftsentwicklung und «ernsthafte strukturelle Probleme» in den Raum. Die Globalisierung fordere gerade auch im Hinblick auf die Ausbildung immer mehr von Unternehmen. Lehrlingsmarkt und Arbeitsmarkt klafften auseinander: Im gewerblichen Bereich werden im Verhältnis zur Gesamtzahl aller Mitarbeitenden wesentlich mehr Lernende ausgebildet als in der innovativen Industrie oder im Dienstleistungssektor. Ebenso kritisch beleuchtete Held die Zuwanderung an hochqualifizierten Arbeitskräften; es brauche viel mehr Fachleute, die in der Schweiz selber ausgebildet werden.
«Duales Studium»
In Frage stellte Held insbesondere die «Bürokratisierung, Verschulung und Akademisierung der Ausbildung». Und: «Das eigentliche Problem der Zukunft der Meister ist, dass sie hinter der Bildungsbürokratie verschwinden.» Deswegen habe Avenir Suisse auch vorgeschlagen, dass die duale Berufsbildung an die Globalisierung und an die Wissensgesellschaft angepasst werden sollte. Vor allem machte sich Held stark für ein «duales Studium» und schlug vor, dass man Möglichkeiten schafft, um bei Bedarf – je nach dem – Theorie oder betriebliche Praxis «nachholen» zu können. Wenn man die «Meister der Zukunft» stärken wolle, müsse man aber «die betriebliche Erfahrung wieder in den Mittelpunkt stellen». Firmen suchten heute gewissermassen nach Leuten, «die ihren Job jeden Tag neu erfinden und anpassen und wieder erfinden können». Die typische Karriere-Leiter gebe es nicht mehr. Die Karriere könne vielmehr verglichen werden mit einem neuen Unternehmen. Für Lernende und ausgelernte Mitarbeitende gelte deshalb, was für Produkte und Unternehmen schon lange klar sei: «Sich unterscheiden oder untergehen.» Held betonte, dass es genau für solche Herausforderungen wirkliche «Meister der Zukunft» brauche.
Beachtenswerter Leistungsausweis
Ein Unternehmen, das sich zum Ziel gesetzt hat, solche «Meister der Zukunft» auszubilden, ist das Seilbahnunternehmen Doppelmayr in Wolfurt mit Michael Doppelmayr an der Spitze. Es erhalte den Hans Huber Anerkennungspreis für die vorbildliche Lehrlingsausbildung, sagte Christian Fiechter in seiner Laudatio und bedauerte, dass der Geschäftsführer den Preis wegen eines unverhofften Spitalaufenthalts nicht selber in Empfang nehmen konnte. Er wurde aber würdig vertreten durch seine Schwester Andrea Doppelmayr und den Ausbildungsverantwortlichen Georg Dür. Fiechter lobte die 770 Quadratmeter grosse Ausbildungsfläche und dass in den letzten Jahrzehnten über 500 Lehrlinge ausgebildet wurden. Der Leistungsausweis sei beachtenswert – Fiechter nannte etliche Landessiege an den Lehrlingsleistungswettbewerben und überdurchschnittliche Noten bei den Lehrabschlussprüfungen. Einige der Ausbildner seien auf nationaler wie auch auf Landes- und lokaler Ebene federführend in verschiedenen Funktionen von Wirtschaftsverbänden tätig. Dort trügen sie dazu bei, dass das Image der Berufslehre weiter gestärkt wird.
Den Ruf verbessert
Das Preisträgerpaar Charly und Silvia Gmünder würdigte Christian Fiechter, weil sie in einem ganz anderen Umfeld «Meister der Zukunft» fördern: Die Gastgeber im Restaurant Bären in Gonten hätten über Jahrzehnte hinweg für einen kleinen Betrieb überdurchschnittlich viele Lernende ausgebildet: «Dadurch haben sie dazu beigetragen, dass der Ruf der Lehren in der Gastronomie besser wurde. Der erzielte Multiplikationseffekt ist aussergewöhnlich.» Dass dies gelang, liege wohl darin, dass sich die beiden gut ergänzen: Silvia Gmünder sei für viele Lernende zu einer warmherzigen Lehrmeisterin geworden. Charly Gmünder sei ein beherzter Patron, der von seinen Lernenden viel verlangt, aber alles auch glaubwürdig vorlebt.
Laudatio Michael Doppelmayr
Laudatio Charly und Silvia Gmünder
Bildlegende:
Die diesjährigen Preisträger der Hans Huber Stiftung mit Stiftungsratspräsident Christian Fiechter: Andrea Doppelmayr und Georg Dür sowie Charly und Silvia Gmünder (v.l.n.r.).