Die Hans Huber Stiftung verlieh am Freitagabend, 21. August, in Heerbrugg zum zwölften Mal ihre begehrten Anerkennungspreise für überdurchschnittliches Engagement in Berufsbildung und Lehrlingspolitik. Sie gingen an Eric von Ballmoos, Scherzingen, Präsident des Giesserei-Verbands Schweiz und CEO der Benninger Guss AG, Uzwil, sowie an Ludwig Summer, Vorstandsvorsitzender der illwerke vkw in Bregenz.
In seiner Festrede verdeutlichte der ehemalige Schweizer Preisüberwacher Rudolf Strahm die Bedeutung des Engagements der Hans Huber Stiftung. Unter dem Titel seines gleichnamigen Buches «Warum wir so reich sind» hob er den volkswirtschaftlichen Wert der Berufsbildung in der Schweiz hervor.
Tiefste Jugendarbeitslosigkeit
Die Schweiz habe zwar in den letzten Jahren ein vergleichsweise tiefes Wachstum, jedoch zugleich die niedrigste Arbeitslosigkeit verzeichnet. Strahms kommt deshalb zum Schluss, eine Berufslehre sichere die Arbeitsmarktfähigkeit einer Arbeitskraft. Dies erläuterte er umgehend mit Forschungsergebnissen, die belegen, dass Beschäftigte mit einer Berufslehre am wenigsten von Arbeitslosigkeit betroffen sind. Im internationalen Vergleich führe das «Berufsbildungsland Schweiz» die Rangliste der tiefsten Jugendarbeitslosigkeit an. Spitzenreiter seien die Schweizerinnen und Schweizer auch bei der Leistungsbereitschaft – dicht gefolgt von den Österreicher Beschäftigten.
Mehr Grundbildung und Spezialisierung
Strahm bestätigte, dass Konjunkturschwankungen Ungelernte stärker träfen als Personen mit Ausbildung. Davon betroffen seien bedauerlicherweise auch verhältnismässig viele ungelernte Ausländer. Deren mangelnde Integration in den Arbeitsmarkt belaste das Sozialstaatsystem überdurchschnittlich. Strahm monierte, dass die Sozialausgaben in den letzten Jahren weit stärker gestiegen seien als die Bildungsausgaben. Weiterbildung nach einer Berufslehre lohne sich: «Der Arbeitsmarkt bevorzugt Berufspraxis und Absolventen der Fachhochschulen gegenüber jenen der Universitäten.» Strahm gipfelte gar in der Aussage, Berufsbildung sei «die beste soziale Absicherung». Sie sichere aber auch die internationale Konkurrenzfähigkeit dank hoher Qualität der Leistungen. Zudem erleichtere die Berufsbildung den Einzelnen den Berufswechsel und in der Wirtschaft im Allgemeinen den Strukturwandel. Die Zukunft verlange mehr Grundbildung für alle und mehr Berufsleute mit höherer Spezialisierung.
Branche umgekrempelt
Christian Fiechter, Präsident der Hans Huber Stiftung, würdigte ganz im Sinne Rudolf Strahms den Einsatz von Preisträger Eric von Ballmoos. Er habe erkannt, dass Nachwuchsprobleme nur mit einer guten Berufsbildung gelöst werden können. Er habe die Berufsbildung in der Giesserei-Branche umgekrempelt und gegen Widerstände die Schaffung von zwei neuen Berufsbildern forciert. Der Erfolg gebe ihm nur wenige Jahre später Recht. Fiechter bezeichnete es darüber hinaus als lobenswert, dass von Ballmoos die Zusammenarbeit mit den deutschen Berufskollegen intensiviere, um bald auch in der Schweiz eine höhere Fachausbildung mit einem Abschluss anbieten zu können.
Voneinander profitieren
Den grossen Verdienst des Vorarlberger Preisträgers Ludwig Summer ortete Fiechter im volkswirtschaftlichen Mehrwert, den er mit seinem Generationenmanagement generiere: Beim grössten Lehrlingsausbildner Vorarlbergs im elektrotechnischen Bereich würden weit mehr Lehrlinge ausgebildet, als anschliessend beschäftigt werden können. Summer sei zwar «Jurist mit Leib und Seele», aber mit einem «Herz für Lehrlinge». Die Auszeichnung erhalte Summer nicht zuletzt auch deswegen, weil er in der Personalpolitik langfristig denke. Selbst während der Zeit der Strommarkt-Liberalisierung, als der Personalbestand sank, habe er nie daran gedacht, die Lehrlingsausbildung einzuschränken.
Laudatio Eric von Ballmoos
Laudatio Ludwig Summer
Bildlegende:
Die beiden Preisträger der Hans Huber Stiftung, Eric von Ballmoos und Ludwig Summer, zusammen mit Ehrenpräsident und Stiftungsgründer Hans Huber sowie dem Stiftungspräsidenten Christian Fiechter.