«Von der Lehre in die Pension»

Eigener Leitfaden für Schnupperlehren, eigenes Lehrlings-Belohnungssystem, eigene Akademie – drei wesentliche Faktoren, warum die Hans Huber Stiftung Urs Peter von Peter Dach in Götzis für den Anerkennungspreis der dualen Berufsbildung nominiert.

Urs Peter auf dem Firmenareal von Peter Dach in Götzis: «Wenn man nix dafür tut, kriegt man keine guten Lehrlinge.»

«Ich will keine günstigen Lehrlinge. Ich will Fachkräfte von der Lehre in die Pension führen», sagt Urs Peter, Mitinhaber der Peter Dach AG in Götzis. Es sei ihm zwar bewusst, dass dies in vielen Fällen nicht möglich sei. «Aber bei Urs Peter spürt man die Aufrichtigkeit, Beharrlichkeit, Weitsichtigkeit und Professionalität in der Lehrlingsausbildung wie bei kaum jemand anderem», begründet Christian Fiechter, Präsident der Hans Huber Stiftung, den Entscheid, Peter für den Anerkennungspreis der dualen Berufsbildung zu nominieren.

Durchdacht und konsequent

Das Dachdecker- und Spenglereiunternehmen kämpfte noch vor 20 Jahren, um vielleicht einmal die eine oder andere Bewerbung für eine Lehrstelle zu erhalten. Doch als er zusammen mit seinem Geschäftspartner Christian Maissen das elterliche Unternehmen übernahm, merkte Urs Peter schnell einmal: «Wenn man nix dafür tut, kriegt man keine guten Lehrlinge.» «Gesagt, getan», freut sich Christian Fiechter und nennt das Ausbildungs- und Weiterbildungskonzept als besonders vorbildlich: «In kleineren und mittleren Unternehmen habe ich noch selten eine so durchdachte und konsequent umgesetzte Personalentwicklungsstrategie vorgefunden.» Seit einem guten Jahr werde mit der Auszeichnung «Lehrling des Monats» erfreulicherweise nicht auf monetäre Anreize gesetzt, sondern auf gewisse Erleichterungen beziehungsweise Belohnungen im beruflichen Alltag. Aus dem sogenannten «Lehrlings-Pot», so Peter, gebe es aber auch eine Gewinnbeteiligung, wobei die Lehrlinge, ihre Leistung und ihr Verhalten monatlich von den Vorarbeitern ganzheitlich beurteilt würden.

Leitfaden für «Schnupperi»

Angefangen habe alles damit, dass man gezielt den Kontakt mit Haupt- und Volksschulen gesucht habe, sagt Peter. Daraus entstanden seien unter anderem ein Leitfaden für «Schnupperi» und die Überzeugung, dass man in einer Schnupperlehre die angehenden Lehrlinge gut kennlernen kann. Mittlerweile weiss er: «Die beste Werbung sind die Lehrlinge selber.» Und davon sind es jedes Jahr zwei bis drei, oder gar noch mehr – «ein hoher Anteil bei gut 40 Mitarbeitenden», betont Fiechter. Urs Peter stellt fest, dass die heutigen «Schnupperi» schon ihre Vorstellung hätten, was ihnen wichtig ist. Deshalb überlege man sich gut, was man anbiete, und sei auch darauf bedacht, bereits während der Schnupperzeit gezielt auf die firmentypische Feedbackkultur zu setzen. Dafür ist Julia Perfler die Frau für alle Fälle.

«Mama von unseren Bueben»

«Julia ist die Mama von unseren Bueben», sagt Peter, der sehr zufrieden ist, dass sie die administrativen Belange betreut, während Kevin Jenni für die praktische Ausbildung verantwortlich zeichnet. Die Ausbildung geht weit über das Übliche hinaus, können die Lehrlinge doch im eigenen Beruf auch in Partnerfirmen in Salzburg, Tirol und auch in Deutschland Einsätze absolvieren. «Das erweitert den Horizont», sagt Fiechter. Und es äussere sich umgehend in einem breiteren Erfahrungsschatz, der den Kundinnen und Kunden zugutekomme: «Ein weiterer Grund, warum Urs Peter, der sich seit Jahren persönlich in der Lehrlingsausbildung engagiert, den Anerkennungspreis mehr als verdient hat.»

Truppe zusammengeschweisst

Urs Peter erklärt, dass die Berufs- und interne Weiterbildung stetig vorangetrieben worden sei. «Wir haben nämlich gemerkt, dass wir den Lehrlingen nach der Gesellenprüfung Perspektiven geben müssen.» Deshalb wurde auch die firmeneigene Akademie aufgebaut, in der jeden Monat an einem Freitagnachmittag gebüffelt wird: Teamentwicklung, Führungstechniken, Kommunikationsaspekte, Persönlichkeitsbildung, betriebswirtschaftliche Zusammenhänge und fachliche Weiterbildung. Im Rahmen der Peter Führungsakademie biete man auch den Lehrlingen die Möglichkeit, an einzelnen Kursen teilzunehmen. Urs Peter ist überzeugt: «Das schweisst die Truppe zusammen, aber das merkte ich ehrlich gesagt erst hinterher.»

 

«Ihre Buebe»: Julia Perfler und Kevin Jenni (Mitte) mit den beiden Meininger Lehrlingen Laurin Kofler (links, erstes Lehrjahr) und Livio Veljaca (zweites Lehrjahr).