Heerbrugg/Amriswil. Eine Goldmedaille an Berufsweltmeisterschaften führte dazu, dass «Frauen-Power» die Drucktechnologie mehr und mehr bereichert. Nun gab es erneut einen Medaillensegen in Abu Dhabi: Der in Amriswil wohnhafte Drucktechnologe Rolf Wyss führte eine Schweizerin zur Bronzemedaille. Für diesen Erfolg erhält er von der Hans Huber Stiftung den Förderpreis.
Der Amriswiler Rolf Wyss freut sich, dass sich sein Engagement auszahlt: Er arbeitet als Fachbereichsleiter für Drucktechnologen am Gewerblichen Berufs- und Weiterbildungszentrum beziehungsweise an der Schule für Gestaltung in St. Gallen. Als Berufstrainer ist er zudem Experte an Berufsweltmeisterschaften: «Da ist man auch Betreuer, Coach, Berater und Koordinator der Schweizer Teilnehmenden des jeweiligen Berufs.»
Fast die Hälfte Frauen
Er stellt mit Genugtuung und Blick auf seine Branche fest: «Frauen sind auf dem Vormarsch.» Daran ist er als Trainer von Janine Bigler aus Lenzburg nicht ganz unschuldig, trainierte er sie doch mit viel Aufwand und Beharrlichkeit und führte er sie an der Berufsweltmeisterschaft in Abu Dhabi zu Bronze. Dass mehr «Frauen-Power» die Drucktechnologie-Branche belebt, hat laut Wyss nicht zuletzt damit zu tun, dass die Goldmedaille vor fünf Jahren seiner damaligen Kandidatin Andrea Schmidheiny eine hohe Werbewirksamkeit hatte: Mädchen, die eine Lehre als Drucktechnologin beginnen, machen bereits einen Drittel bis zur Hälfte der neuen Jahrgänge aus. Dass nun das Berufsbild komplett überarbeitet wird, wirke sich ebenfalls positiv aus: Ab 2019 heisse der Beruf Medientechnologe, bei dem der Digitaldruck und das Datenhandling an Wichtigkeit gewännen. Der grosse Einsatz, zum Teil in der Freizeit, sei für ihn und seinen Arbeitgeber eine Bereicherung. Der Ausbildungsgang profitierte beispielsweise von den Erfahrungen an den WorldSkills, die mit dazu beigetragen hätten, dass in seinem Fachbereich die Virtual Reality Einzug gehalten habe.
«Von Hand» statt automatisiert
Die Herausforderung beim monatelangen Training habe darin bestanden, dass die Kandidatin viele Einstellungen an der Druckmaschine «von Hand» vornehmen musste und nicht wie häufig einem Automatismus überlassen konnte. Wyss dokumentiert den immensen Aufwand mit konkreten Zahlen: «Janine und ich haben 300 Stunden gemeinsam trainiert, davon war Andrea Schmidheiny rund 40 Stunden dabei, Janine hat nochmals mindestens 500 Stunden selber trainiert. Dabei war nebst dem fachlichen Aspekt die mentale Seite sehr wichtig.» An «Probe-Wettbewerben» an verschiedenen Orten und Druckmaschinen hätten sie die Weltmeisterschaft gut simulieren können. Dazu kamen 20 ganze Tage, an denen Wyss die Kandidatin bei der Arbeit – mit oder ohne Fachpublikum – begleitete, analysierte und bewertete.
Traum erfüllt
Janine Biglers Ziel war es, einen Podestplatz zu erklimmen. Dass es nicht Gold war, sei kein Unglück, so Wyss: «Den Unterschied bezeichne ich als ein paar wenige Glückspünktlein.» Er freut sich, dass sich seine Kandidatin den «Traum aller Drucktechnologen» erfüllen konnte und nun als Druckmaschineninstruktorin beim weltgrössten Druckmaschinenhersteller arbeiten kann. Das Beispiel von Janine Bigler zeige, dass die Branche eine gute Zukunft vor sich habe, denn mit den heutigen Hightech-Druckmaschinen «leben wir Industrie 4.0 schon seit Jahren».
Bildlegende: Mit voller Konzentration zur Bronzemedaille: Janine Bigler bespricht an der Berufsweltmeisterschaft mit Coach Rolf Wyss eine Aufgabe.