Der «Schreiner hinter dem Gold»

Er war selber Silbermedaillengewinner an Berufsweltmeisterschaften. Nun hat er in Abu Dhabi einem Kandidaten zu Gold verholfen und erhält deshalb den Förderpreis der Hans Huber Stiftung: Der Schreinerunternehmer und Berufstrainer Tobias Hugentobler aus Rickenbach bei Wil. Was es dazu brauchte und was ihn bewegt.

Goldmedaillengewinner Sven Bürki war eine Zeitlang in den Medien omnipräsent. Er war nicht nur der weltweit beste Schreiner, sondern auch ein guter Repräsentant für die Branche, freut sich Tobias Hugentobler, der als sein Trainer vor allem im Hintergrund wirkte. «Der Schreiner hinter dem Gold» hat einiges dazu beigetragen, dass Sven Bürki zum Erfolg kam. Nur schon seine eigene Erfahrung als Silbermedaillengewinner im Jahr 2001 war wertvoll: «Ich konnte mich in ihn hineinfühlen und Tipps vermitteln. Vor allem gilt es flexibel zu sein, wenn zum Beispiel plötzlich eine andere Maschine dasteht als erwartet.»

20 Prozent für die WM

Aber die Vorbereitungen begannen schon fast ein Jahr vor den Berufsweltmeisterschaften. Hugentobler selber investierte dafür in diesem Zeitraum insgesamt ungefähr eineinhalb Monate. Es sei für Trainer und Kandidat eine grosse Herausforderung – «eine Gratwanderung zwischen trainieren und auflockern». Man könne «nicht ein Jahr lang Vollgas geben». Nebst der praktischen Arbeit war viel Mentaltraining oder Teambildung angesagt, wobei von der Organisation der Schweizer Meisterschaften, den Swiss Skills, entsprechende Kursblöcke angeboten werden. Dazu gehören laut Hugentobler auch Schulungen, wie die Kandidierenden in der Drucksituation mit den Medien umgehen können. Ausschlaggebender Bestandteil war jedoch die viermonatige Zeit, während der Sven Bürki in der Schreinerei von Tobias Hugentobler trainiert und an Details gefeilt hat: «Dabei wurden sein Ehrgeiz und Perfektionismus deutlich, die ihm geholfen haben, ein nahezu perfektes Beistellmöbel mit Tür und Schubladen zu fertigen.» Es zeichne gute Kandidaten aus, dass sie von sich aus besser und perfekter werden wollen.

«Es ist die Leidenschaft»

Die Entschädigung ist bescheiden, aber darum geht es dem Berufstrainer nicht: «Es ist die Leidenschaft, die es ausmacht. Wenn man selber mal dabei war und gemerkt hat, was für ein geniales Erlebnis das ist, kann man andere motivieren. Es ist für jeden gut, unter Druck etwas zu leisten – auch dann, wenn man das Gefühl hat, es geht fast nicht mehr. Es ist mehr möglich, als man denkt. Unser gutes Ausbildungssystem ist eine gute Grundlage dafür. Ich bin zu 100 Prozent von der dualen Berufsbildung überzeugt und will selber Botschafter dafür sein.» Deshalb ist er auch bereit, seine Freizeit dafür einzusetzen.

«Wir haben alles gegeben»

Hugentobler freute sich mit Sven Bürki umso mehr über die Goldmedaille, als er während der Wettbewerbsarbeit seines Kandidaten feststellte, dass möglichweise nicht alles ganz nach Wunsch verlaufen sein könnte: «Ich sagte ihm natürlich nichts.» Dass es trotzdem zum Sieg gereicht hat, sei der Beweis dafür, dass Bürki «wirklich alles abgerufen hatte, was er konnte. Wir haben alles gegeben», sagt er und freut sich, dass ihm nun mit dem Förderpreis der Hans Huber Stiftung ebenfalls eine grosse Wertschätzung widerfährt.

 

Bildlegende:
«Wir haben alles gegeben», sagt Berufstrainer Tobias Hugentobler (links) zum Goldmedaillengewinn von Sven Bürki an den Berufsweltmeisterschaften.