«Emsiger Glücksfall» für die Lehre

Die Ems-Chemie mit Magdalena Martullo-Blocher an der Spitze wurde am Dienstagabend, 12. November 2019, in Biel mit dem vierten Nationalen Bildungspreis ausgezeichnet, weil sie mit ihrer vorbildlichen Berufsbildung und deren Förderung im In- und Ausland überzeugt. Das Preisgeld von 20‘000 Franken wird in die Entwicklung einer firmeninternen Berufsbildung-App investiert.

Der Nationale Bildungspreis wird gemeinsam von der Hans Huber Stiftung und der Stiftung FH SCHWEIZ verliehen. Beide Institutionen haben sich der Förderung des dualen Bildungswegs verschrieben. Da es momentan schwierig sei, alle Lehrstellen zu besetzen, sei es umso wichtiger, die Berufslehre der Bevölkerung «schmackhaft» zu machen, sagte Christian Fiechter, Präsident der Hans Huber Stiftung. An der diesjährigen Preisverleihung habe man deshalb bewusst die Holzbranche in den Fokus gerückt – einerseits wegen ihres grossen Beitrags zur Berufsbildung, andererseits angesichts der aktuellen Klimadiskussion.

Attraktiv und weltweit führend

René Graf, Direktor des Departements Architektur, Holz und Bau der Berner Fachhochschule in Biel, sagte, dass seine Schule die Entwicklung der Holzbranche mitpräge, die sehr eng mit der Berufsbildung verbunden sei. Die Berner Erziehungsdirektorin Christine Häsler betonte, dass rund zwei Drittel der Jugendlichen eine Berufslehre abschliessen. Die Berufsmaturitätsquote sei stetig gestiegen, weil die Berufsbildung sehr attraktiv, ja weltweit führend sei. Vertreter der Pilatus Flugzeugwerke berichteten exemplarisch, wie sie das Preisgeld von 2017 in den Aufbau des eigenen Innovationszentrums für Berufsbildung und konkret für die Förderung Lernender eingesetzt haben.

«Mentorin der Berufsbildung»

Magdalena Martullo-Blocher, CEO der Ems-Chemie, nahm den vierten Nationalen Bildungspreis stellvertretend für ihr Aus- und Weiterbildungsteam aus den Händen von Christian Wasserfallen entgegen. Der Nationalrat ist Präsident der Stiftung FH SCHWEIZ und bezeichnete Martullo-Blocher in seiner Laudatio als «emsige Mentorin der Berufsbildung und Glücksfall», weil sie sich als Unternehmerin ganz praktisch und als Nationalrätin auch in der Politik für das duale Bildungssystem stark mache. Wie Ems-Chemie im Kanton Graubünden schon Kinder sensibilisiere, sei vorbildlich. Das Wissenschaftszentrum Emsorama trage ebenfalls zur Breitenwirkung bei. Martullo-Blocher betonte in ihren Dankesworten, wie wichtig es ist, den Berufsnachwuchs zu fördern. Sie werde das Preisgeld in eine EMS-App für Lernende und Berufsbildner investieren: Damit soll die Kommunikation verbessert, die Betreuung und Versorgung der Lernenden mit Lern- und Übungsmaterialien optimiert und die Administration vereinfacht werden.

Für Tradition und Modernität

Katharina Lehmann sprach exemplarisch über die Entwicklung in der Holzwirtschaft. Die Verwaltungsratsdelegierte der Lehmann-Gruppe Gossau bezeichnete das duale Bildungssystem als wichtiges Fundament, auf dem ihre Branche schon heute die Zukunft baue – mit «digitaler Kompetenz», die immer mehr gefragt sei. Die Holzwirtschaft lebe von gut ausgebildeten Menschen, «die in unserer Branche arbeiten, sich engagieren und die auch das Potenzial haben, im Ausland zu arbeiten». Lehmann berichtete über Einsätze von Schweizer Fachkräften in Schwellenländern, die für die Multiplikation im Ausland besorgt seien. Die Mitarbeitenden seien Erfolgsfaktoren, weil sie sich dem Handwerk und damit der Tradition, gleichzeitig aber der Modernität verpflichtet fühlten.

Botschafter für die Lehre

In einem Podiumsgespräch unter der Leitung von Radiomoderatorin Deborah Zaugg gingen Nachwuchs- und Führungskräfte darauf ein, welche Chancen sie in ihrem beruflichen Umfeld sehen. Hansjörg Steiner als Unternehmer und Zentralpräsident des Verbands Holzbau Schweiz ist begeisterter Förderer des Berufsnachwuchses und des «Zimmermanns on tour»; dafür konnte er dieses Jahr André Friedli aus Wohlenschwil gewinnen. Friedli sprach von seinen Erfahrungen als Botschafter des Holzbaus nach seiner abgeschlossenen Berufslehre. Der lernende Geigenbauer Elias Graf aus Brienz hat viel Freude an Handarbeit, Mechanik und Chemie. Es fasziniere ihn, diese Neigungen weiterentwickeln zu können. Die junge Detailhandelsfachfrau Jessica Aebischer betrachtet ihre Lehre als gute Ausgangslage für ihre Karriere. Sie positionierte sich als motivierte Berufsfrau, die sich weiterentwickeln will und Holzliebhaberin ist. Stefan Zöllig sprach von einem Boom in der Holzbranche, sagte der Verwaltungsratspräsident der Timbatec Holzbauingenieure Schweiz: «Ein Haus aus Holz ist aus Klimasicht sogar besser als kein Haus.»

www.nationalerbildungspreis.ch

© Samuel Schalch

Bildlegende:
Christian Wasserfallen, Präsident der Stiftung FH SCHWEIZ, freut sich mit Ems-Chemie CEO Magdalena Martullo-Blocher, der er gerade den Nationalen Bildungspreis überreicht hat.