Erfolgscoach an der Berufs-WM

Der Amriswiler Rolf Wyss führte den Drucktechnologen Dario Colucci an den Berufsweltmeisterschaften zur Bronzemedaille. Für sein Engagement wird der Trainer nun bereits zum dritten Mal mit dem Förderpreis der Hans Huber Stiftung geehrt.

Für den Bronzemedaillengewinner Dario Colucci war die Teilnahme an den Berufsweltmeisterschaften im russischen Kasan wie ein Schritt zurück in die ersten Lehrjahre. Zentrales Thema beim monatelangen Training vor den WorldSkills war, dass viele Einstellungen an der Druckmaschine «von Hand» vorzunehmen waren und nicht – wie aus dem Arbeitsalltag gewohnt – über die Automatisierungsroutinen der Steuer- und Regeltechnik erledigt werden konnten.

Stressresistenz entscheidend

Den gesamten Trainingsprozess begleitet hat der Amriswiler Rolf Wyss. Selbst gelernter Drucker und mittlerweile als Fachbereichsleiter für Drucktechnologen am Gewerblichen Berufs- und Weiterbildungszentrum beziehungsweise an der Schule für Gestaltung in St. Gallen tätig, weiss er genau, worauf es beim Wettkampf um die Podestplätze ankommt: «Ich selber bezeichne mich gerne als den administrativen Trainer. Ich weiss, in welchen Bereichen welches Training sinnvoll ist und konnte so die Trainingseinheiten fortlaufend koordinieren», erklärt Wyss. Er hat bereits zuvor Kandidatinnen und Kandidaten auf die WM vorbereitet. Über 20 Tage war Wyss bei der Galledia AG in Flawil vor Ort, um den damals in Gossau wohnhaften Colucci vorzubereiten. Insgesamt haben die beiden rund 300 Stunden gemeinsam trainiert. Nebst den fachlichen Fertigkeiten waren aber auch die mentalen Aspekte beim Wettbewerb entscheidend. «Das war Darios Erfolgsrezept. Soft-Skills wie Teamfähigkeit, Stressresistenz, strukturierte Vorgehensweise und eine ausgeglichene Selbstwahrnehmung waren sehr wichtig für seine Bronzemedaille», rekapituliert Wyss.

Beruf ist im Wandel

Allgemein ist das Berufsbild des Drucktechnologen einem starken Wandel unterstellt. So hat 2022 der letzte Jahrgang der Drucktechnologen die Ausbildung abgeschlossen. Das überarbeitete Berufsbild heisst nun Medientechnologe. Das neue Berufsbild kommt den WorldSkills-Anforderungen sehr entgegen, denn der Digitaldruck und das Datenhandling gewinnen an Wichtigkeit. Fähigkeiten, die der heute in St. Gallen lebende Colucci mit Bravour meisterte. «Dario hat sein Ziel mit einem Podestplatz erreicht und auch ich war sehr zufrieden», sagt Wyss. Für sein Engagement in der Lehrlingsausbildung und Förderung von Talenten erhält der Amriswiler nun – aufgrund der Covid-Pandemie etwas verspätet – zum dritten Mal den Förderpreis der Hans Huber Stiftung. «Ich empfinde es als grosse Ehrerbietung, dass wir Coaches ausgezeichnet werden», freut sich Wyss über den Preis. Er hofft, dass in Zukunft der Beruf Medientechnologe wieder mehr ins Rampenlicht rückt. Denn die Druckereien hätten zurzeit grosse Rekrutierungsprobleme, weil sich ein falsches Bild des Berufes hartnäckig hält. Es würden sich einfach zu wenig Anwärterinnen und Anwärter auf die freien Lehrstellen melden. Dabei brauche die Branche gut ausgebildete Berufsleute, die sich an den Hightech-Druckmaschinen auskennen.

 

Bildlegende:
Rolf Wyss coachte Drucktechnologe Dario Colucci an den Berufsweltmeisterschaften 2019 im russischen Kasan zur Bronzemedaille und erhält dafür den Förderpreis der Hans Huber Stiftung.