Goldene mentale Überlegenheit

Von einer Goldmedaille träumen alle Teilnehmenden – doch nur ein Maurer konnte sie nach den Berufsweltmeisterschaften 2022 in Salzburg mit nach Hause nehmen. Ben Zaugg aus Bärau darf stolz auf seinen Sieg sein, ebenso wie sein Coach Ruedi Signer, der nun den Förderpreis der Hans Huber Stiftung erhält.

Vor 26 Jahren war Ruedi Signer aus Wilen bei Wil noch selbst Goldmedaillengewinner. Nun führte er den Maurer Ben Zaugg zum Erfolg. Die langfristigen Auswirkungen einer solchen Medaille sind gemäss Signer mehr Selbstbewusstsein, geistige Stärke und Ehrgeiz. Hinzu kämen Vorzüge bei der Jobsuche sowie die positive Erinnerung an einen Erfolg, den man sein Leben lang nicht vergesse. Neben seiner Tätigkeit als Coach ist Signer seit 2004 gleichzeitig Chefexperte an den «SwissSkills» sowie Experte an den «World Skills» Berufsweltmeisterschaften. Somit arbeitete er in Salzburg bereits zum neunten Mal an dem internationalen Wettbewerb mit. Letztes Jahr machte sich seine Erfahrung bezahlt und wirkte sich positiv auf Zaugg aus.

«Gut mauern können viele»

Wichtige Faktoren für eine gute Platzierung seien laut Signer Willensstärke, Begabung, sportliche Leistungsfähigkeit und Intelligenz. Um sich jedoch von den anderen abzuheben, brauche man «mentale Stärke» mehr als alles andere. Denn einfach nur «sehr gut mauern» könnten zahlreiche Kandidaten. Der Erfolgsschlüssel für Gold liege aber darin, seinen Mitstreitern gegenüber mental überlegen zu sein. Dazu zähle, die eigene Bestleistung anzuvisieren und nicht alles vom Sieg abhängig zu machen. So nehme man den Druck heraus. Ebenso wichtig sei es, durch gestellte Wettkampfmomente für den Kandidaten gewesen, sich gut auf schwierige Situationen vorbereiten zu können. Dadurch sei ein guter Fokus auf den entscheidenden Tag vermittelt worden.

Hunger erwecken

Ruedi Signer besuchte über ein Jahr verteilt viele von Zauggs Übungslektionen beispielsweise auch in Thun. Bei Besprechungen sei es wichtig gewesen, den jungen Maurer «hungrig zu machen». Das war insofern möglich, da der einstige Goldmedaillengewinner von 1997 ihm von seinen Erfolgen und dem Gefühl des Sieges berichten konnte. Trotzdem dürfe man den Teilnehmer lediglich begleiten, ohne den Kandidaten aus seinem eigenen Konzept zu bringen. Denn neben ihm als Coach hätten auch noch andere Personen wie der Mentaltrainer, Lehrmeister, Berufsbildner, Freundeskreis oder die Familie einen grossen Einfluss auf den Lehrabsolventen.

Langer Weg

Die Reise eines Teilnehmers an die «World Skills» beginne bereits zwei bis drei Jahre zuvor mit den Qualifikationsmeisterschaften. Angefangen bei regionalen Wettkämpfen führt der Weg zur Schweizermeisterschaft. Bei letzterem lernte Signer seinen Kandidaten kennen. Etwa ein Jahr vor den Weltmeisterschaften finde die erste Sitzung mit dem «Swiss Skills»-Team statt. Darauf folgten Einzeltrainings, aber auch Übungen mit Kandidaten aus dem Ausland, um sich mit den künftigen Konkurrenten zu messen. Hinzugekommen seien mentale Begleitung eines Mentalcoaches.

Mit «Stolz und Genugtuung»

Signer hat nicht nur die Spannung bis hin zum letzten Wettkampf, sondern auch die interessanten Begegnungen mit anderen Teilnehmern und Experten genossen. Den selbst erlernten Maurerberuf kann er jungen Leuten nur empfehlen, da es ein abwechslungsreicher Job sei, der viele Aufstiegsmöglichkeiten biete. Der Berufstrainer freut sich sehr, den Förderpreis der Hans Huber Stiftung ein Jahr nach dem Sieg in Salzburg mit «Stolz und Genugtuung» erhalten zu dürfen. Dabei betont Signer, dass er die Stiftung wertschätze, da sie auch die Arbeit im Hintergrund ehre.

Im «Goldrausch»: Coach Ruedi Signer (links) und Kandidat Ben Zaugg präsentieren die Medaille nach dem verdienten Sieg.