Lehrer aus Leidenschaft

Das intensive Training hat Früchte getragen: Kurt Hanselmann, Ausbildungsleiter der Ostschweizer Gastronomiefachschule St. Gallen, hat Marco Mehr an der Berufsweltmeisterschaft als Trainer zur Silbermedaille geführt. Für diese Leistung erhält er einen Förderpreis der Hans Huber Stiftung. Nach über 30 Jahren Erfahrung als Spitzenkoch, Lehrer und Experte weiss er, worauf es bei der Berufsbildung ankommt – und gibt sein Wissen gerne an den Nachwuchs weiter.

1987 wurde er mit der Koch-Nationalmannschaft Weltmeister – heute strebt Kurt Hanselmann, Ausbildungsleiter der Ostschweizer Gastronomiefachschule St. Gallen, dieses Ziel mit dem Nachwuchs an: An der Berufsweltmeisterschaft in Japan hat „sein“ Kandidat Marco Mehr die Silbermedaille geholt. Dabei hätte Marco Mehr eigentlich schon an der letzten Berufsweltmeisterschaft dabei sein sollen: „Er musste schliesslich einem anderen Kandidaten den Vortritt lassen“, erklärt Hanselmann. „Marco war ebenbürtig, aber der andere älter – er hätte an der nächsten nicht mehr dabei sein können.“ Dennoch musste sich Marco Mehr auch für die Teilnahme in Japan wieder dem regulären Auswahlverfahren stellen. Er meisterte die Selektion bravourös – und am Ende definitiv stand er definitiv als Kandidat fest. „Den Ausschlag gegeben hat seine mentale Stärke“, sagt Hanselmann.

Intensive Trainingszeit

Eineinhalb Jahre vor dem internationalen Wettbewerb hat das Team Hanselmann/Mehr mit intensivem praktischem Training begonnen. Vorlage für das Training waren die sieben an der Berufsweltmeisterschaft verlangten Module. Von der kalten Vorspeise über Fingerfood, Pasta und japanischem Nationalgericht bis zur Süssspeise – „wir haben sämtliche Programmpunkte durchgespielt“, erinnert sich Hanselmann. Im Vorfeld traf sich das Team einen Tag im Monat, „später dann wurden die Trainingsläufe intensiviert.“ Einmal seien sie sogar in einem japanischen Restaurant gewesen, um sich auf das Gastland einzustellen. Der grösste Gegner während der Vorbereitungstrainings war die Zeit: „Für die meisten Modulen stehen dem Kandidaten nur zweieinhalb Stunden Kochzeit zur Verfügung. Die Abläufe müssen also exakt einstudiert sein, sonst hat man keine Chance.“

Improvisationstalent gefragt

Dennoch ist auch bei der besten Vorbereitung nicht alles planbar. „Es gibt immer Überraschungsfaktoren, auf die sich der Kandidat einstellen muss“, sagt Hanselmann. So habe man zum Beispiel in Japan anstelle der erwarteten frischen Fische mit tiefgekühlten arbeiten müssen. „Improvisationskunst zeichnet aber einen guten Kandidaten ebenso aus wie absolute Zuverlässigkeit, Zielstrebigkeit und Exaktheit. Marco besitzt all diese Eigenschaften.“ Das Handtuch zu werfen, sei für ihn nie infrage gekommen. „Ich habe selten einen jungen Koch gesehen, der so exakt und präzise gearbeitet hat“, lobt der Trainer, „Marco war immer interessiert und kreativ.“ Sein Engagement als Trainer und Experte für die Berufsweltmeisterschaften will Hanselmann denn auch fortsetzen. Die Motivation dafür schöpft er aus der eigenen Erfahrung als Teilnehmer und seinem beruflichen Hintergrund. So begleitet er zum Beispiel Juniorenteams an internationale Wettbewerbe. Hanselmann: „Es ist einfach positiv, wenn man den Berufsnachwuchs fördern und die eigene Erfahrung weitergeben kann.“

 

Bildlegende:
Kurt Hanselmann (Mitte) aus St. Gallen trug dazu bei, dass der Kandidat Marco Mehr an der Berufsweltmeisterschaft in Japan bei den Köchen eine Silbermedaille erringen konnte. Dafür erhält er einen Förderpreis der Hans Huber Stiftung.